Europride 2010 in WARSCHAU

Das Europäische Pride Comitee beschloss die EUROPRIDE 2010 in Warschau auszurichten. Damit wollen die Organisatoren ein Zeichen setzen, nachdem von Lech Kaczynski, dem ehemaligen Bürgermeister von Warschau und anschließendem Präsidenten Polens, ein CSD in Warschau mehrfach verboten wurde, wofür mittlerweile der Europäische Gerichtshof den ultrakonservativen Politiker wegen Diskriminierung und Verstoß gegen die Versammlungsfreiheit verurteilt hat.

Die jährliche Europride soll die Gemeinsamkeit der europäischen Queer-Szene hervorheben und stärken. Schwule, Lesben und TransGender aller Länder sind aufgerufen sich aktiv und passiv zu beteiligen. Zahlreiche Veranstaltungen, Seminare, sportliche und kulturelle Veranstaltungen gipfeln in einem abschließenden Umzug durch die Stadt.

Für 2011 ist Rom als Europride-Stadt vorgesehen.

Quelle: www.europride.com 2010

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Drag King Träume

Als Butch-Türsteherin lebt Max ständig irgendwie am Rande der „etablierten“ Gesellschaft. Nachts arbeitet sie am Einlass einer Homo-Bar. Ins Bett geht sie, wenn das Leben um sie herum erwacht. Sie lebt in ihrer ganz eigenen separaten Welt in der New Yorker „Szene“ von Transmännern, Fummeltunten, Crossdressern und Drag Kings ….

Der brutale Überfall auf Transvestit Vicky, ihren Freund, rüttelt Max aus ihrem Alltagstrott in einer Wahlfamilie. Gemeinsam beginnen sie, sich gegen die täglichen Diskriminierungen zu wehren und ehemaligen Tatendrang zurückzugewinnen.

Feinbergs Roman macht deutlich, wie auch über dreißig Jahre nach dem Aufstand von Stonewall Lesben, Schwule und Transgender immer noch gegen eingefleischte Vorurteile und alltägliche Diskriminierungen zu kämpfen haben.
von Leslie Feinberg; 19,90 Euro

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Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein

In unserm Blog/Magazin wird oft über positive Erlebnisse berichtet. Aber nicht alle Erlebnisse sind immer positiv. Obwohl in den Betrieben AGG -Beauftragte sind und entsprechende Erklärungen von den Mitarbeitern unterschrieben werden müssen, ist es doch teilweise mit der Akzeptanz noch lange hin. Es ist ein langer und steiniger Weg. Deshalb, vielen Dank an Marina, die ihre negative Erfahrung hier darstellt.

Um dieses Ereignis darzustellen muss ich allerdings ein wenig ausholen, damit die Zusammenhänge verständlich werden.

Ich war aus beruflichen Gründen in Polen um den dortigen Kollegen bei einer Inbetriebnahme zu helfen. Da ich nur einen economy Flug hatte durfte ich ja nur 20kg Gepäck mitnehmen. Um die Inbetriebnahme durchführen zu können brauchte ich aber auch Werkzeug und Sicherheitsbekleidung. Dadurch musste ich die Menge an persönlicher Bekleidung doch sehr einschränken. Andererseits wollte ich nicht ganz auf Marinas Sachen verzichten. Wie dem auch sei, ich hatte mehr Wäsche verbraucht als ich geschätzt hatte. Am letzten Tag hatte ich nichts mehr frisches außer einem Damen Shirt in violett mit einem etwas tieferen Ausschnitt. Ich dachte mir, was soll’s, das fällt ohnehin niemandem auf. Den ganzen Tag war ich auf der Baustelle und erledigte meine Arbeit. Kein einziger Kommentar.

Am darauf folgenden Montag sagte mein Chef zu mir morgens, ich solle doch nach der Mittagspause zu ihm ins Büro kommen, er hätte etwas mit mir zu besprechen. Ich dachte mir nichts dabei, schließlich müssen wir öfter Termine zusammen koordinieren. Nach der Mittagspause ging ich also zu seinem Büro und das erste was er sagte war „mach mal die Türe zu“. Oh Oh, das ist schon kein gutes Zeichen. Dann sagte er mir ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Der polnische Kollege hat sich über dich bei der Geschäftsleitung beschwert. Es ist mir schon peinlich das zu sagen, aber du hast da Frauenkleidung getragen.

Oh S****** dachte ich in dem Moment nur und sagte erst mal nichts. Unsere Personalchefin wollte auch an dem Gespräch teilnehmen, aber mein Chef sagte, er wolle zuerst mit mir unter 4 Augen sprechen. Naja, wenn es denn schon bekannt in der Firma ist, was soll’s. Dann eben raus mit der Wahrheit, dachte ich mir. Also erzählte ich meinem Chef, was mit mir los ist. Warum ich dies getan habe. Also dass ich Transgender bin und versuche dieses in meiner Freizeit auszuleben, mir aber die reguläre Wäsche ausgegangen ist. Offensichtlich hatte mein Chef aber von Transgender noch nie etwas gehört, also musste ich auch diesen Begriff so gut es eben geht erklären. Ich denke, dass er es auch verstanden hat. Darauf, ihm einen Flyer zu geben, habe ich aber aus Sicherheitsgründen verzichtet. Er sagte mir darauf hin ganz klar, dass die Firma ein solches Verhalten nicht tolerieren wird. Ich solle dies doch in Zukunft unterlassen. Ebenso das, was ich an den Bürotagen so ab und zu trage. Dazu muss ich sagen, dass ich schon jahrelang an meinen Bürotagen durchaus auch Frauenkleidung getragen habe und auch Schuhe mit Absätzen. In all den Jahren habe ich aber noch nie einen einzigen Kommentar dazu gehört und dachte immer, dass ich es wohl gut getarnt habe. Offensichtlich aber nicht.

Um meinen Job zu behalten, musste ich also versprechen, in Zukunft nur noch in Männerkleidung zur Arbeit zu erscheinen. Dies bedeutet, dass ich in Zukunft die Trennlinie zwischen meinem Arbeits- und Privatleben wieder sehr scharf ziehen muss. Immerhin weiß ich jetzt woran ich bin. Da ich bei einem amerikanischen Unternehmen arbeite, gibt es dort auch sehr strenge Vorschriften was den Umgang mit Transsexualität betrifft. Genau genommen strenger als die deutschen Vorschriften. Dieses Ereignis zeigt mir aber, wie viel solche Reglungen in der Praxis wirklich wert sind. Wir alle mussten diese amerikanischen Verhaltensregeln unterzeichnen, obwohl nicht alle nach deutschem oder europäischem Recht anwendbar sind. In Realität sind diese aber nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Hätte ich erklärt, dass ich den Weg so weiter gehen werde, würde dies unweigerlich zu Kündigung führen. Der Kündigungsgrund ist dann mit Sicherheit nicht formaljuristisch auf die Transsexualität zurück zu führen. Es finden sich bei jedem immer Gründe genug eine Kündigung auszusprechen. Wie oft konnte ich schon in den Lebensgeschichten anderer TS lesen, dass ihnen ab dem Moment des Outings zusätzliche Aufgaben zugeteilt wurden. So viel, dass sie die Arbeit gar nicht mehr schaffen konnten. 1. Abmahnung, 2. Abmahnung und dann raus.

Meine Arbeit macht mir trotz des vielen Stress noch immer Spaß und ist auch nach 13 Jahren noch immer eine Herausforderung. Von daher möchte ich meinen Job schon behalten. Deshalb werde ich wohl, zumindest so lange ich bei dieser Firma bin, mit einem Kompromiss und einer strikten Trennung leben müssen. Wie schon gesagt, ich weiß jetzt genau woran ich bin und muss mich eben darauf einstellen.

Marina

TRANS* AM ARBEITSPLATZ

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Diskriminierung

Obwohl im allgemeinen offensichtlich die positiven Erfahrungen überwiegen, ist es leider dennoch so, dass es hin und wieder zu unerfreulichen Begegnungen kommt. Umso mutiger zeigte sich unsere Userin Mandy, die von einigen zwielichtigen Personen beleidigt und in Form latenter Gewaltandrohung genötigt wurde. Drei weniger freundliche und obendrein angetrunkene Zeitgenossen kamen offensichtlich mit einer TS nicht klar.

Nun mag man einwenden: Selbst Schuld, was bewegt sie sich auch in dunklen Gassen. Doch leider ereignete sich der Vorfall an belebter Stelle im öffentlichen Raum und viele „brave Bürger“ übten sich im Wegsehen. Mandy jedoch ließ sich nicht einschüchtern. Hier nun also der Bericht:

Mit freundlicher Genehmigung von Mandy

Hallo Ihr Lieben,

wer hat schon mal so wie ich Anzeige bei der Polizei gemacht? Wegen Beleidigung, Nötigung oder Ähnlichem?

In meinem Fall wurde ich im Juni 2007 beleidigt und genötigt, worauf ich die Polizei gerufen habe. Aber der Streifenwagen kam erst nach 27 Minuten und nach einem zweiten Anruf.

Dann hatte ich zu den Beamten gesagt, dass ich Anzeige gegen die drei Männer erstatte. Wegen Beleidigung und Nötigung, doch die Beamten sagten mir, es würde nichts bringen, da die Anzeige doch eingestellt würde. Ich bestand jedoch darauf, Anzeige zu erstatten.  Also nahmen die Beamten zähneknirschend die Anzeige auf.

Nach einigen Wochen bekam ich von der Staatsanwaltschaft die Nachricht, dass die Anzeige eingestellt wurde. Aber ich nahm es nicht hin und ließ über einen Rechtsanwalt an die Oberstaatsanwaltschaft schreiben. In diesem Schriftsatz wurde der Sachverhalt noch einmal geschildert. Und siehe da, wir waren erfolgreich: Nach ca. zwei Wochen bekam ich von der Oberstaatsanwaltschaft Bescheid, dass das Verfahren noch einmal aufgerollt würde. Der Fall wurde wieder geöffnet und an die Staatsanwaltschaft zurück verwiesen.

Im Oktober bekam ich dann Bescheid, dass es zum Gerichtstermin käme. Im Dezember bekam ich vom Dortmunder Amtsgericht die Ladung für den 24.1.2008. Mein Fall bzw. meine Anzeige wurde strafrechtlich verhandelt.

Die drei jungen Männer wurden dann verurteilt: Der erste zu 20 Tagessätzen á 50 Euro, also 1.000 Euro. Der zweite bekam noch eine Anzeige wegen Falschaussage, da er vorgab, sich nicht daran erinnern zu können, etwas Beleidigendes gesagt zu haben. Sein Pech: Sein Kumpan hatte bereits umfangreich gestanden und ihn hinreichend belastet. Der Dritte bekam noch eine Geldstrafe wegen Missachtung des Gerichts, da er gar nicht erst zur Verhandlung erschienen war.

Fazit: Nur Mut, wenn Ihr in der Öffentlichkeit von anderen Menschen beleidigt oder genötigt werdet. Ihr müsst Euch nicht alles gefallen lassen.

Lieben Gruß

Mandy

 

NOTFALL

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