M-Day Kapitel 3

“M” steht hier für Marina, die von ihren kleinen Schritten 2.0 berichtet:

M-Day oder manches Mal entwickeln sich die Dinge schneller als als man es selbst für möglich hält.

Kapitel 3

Dezember 2012

In den folgenden 4 Wochen bin ich nur einem Nachbar-Ehepaar begegnet, das ein paar Häuser weiter weg in der Straße wohnt, aber gute Freunde meiner Mutter sind. Sie hatten mich zuerst gar nicht erkannt. Ich habe ihnen kurz erklärt was los ist und habe noch ein Kompliment für mein Aussehen bekommen. Die beiden hatten auch nicht viel Zeit, der Hund musste Gassi gehen…

Die Nachbarn von gegenüber haben mich inzwischen bestimmt schon zig mal gesehen. Aber die schauen mich mit dem (Hinterteil) nicht mehr an, geschweige denn, dass sie grüßen. Egal, dann eben nicht…. Bee de Hänn moan (auf gut fuldisch Platt: „Wie die Herren meinen“, im Sinne von „ist mir doch egal“  )

Mitte Dezember  hat es zwei wichtige Ereignisse gegeben:

1. Ich habe mich hausintern auf eine andere Stelle beworben. In der neuen Position würde ich im Innendienst arbeiten und zwar als Supportingenieur(in) für die Gerätegruppen, die ich bisher schon im Außendienst betreut habe. Die neue Stelle wurde ziemlich überraschend ausgeschrieben, als bekannt wurde, dass die bisherige Supportabteilung von Genf hier nach Düsseldorf verlegt wird. Und das zum 01.01.13, also reichlich kurzfristig. Auf der einen Seite finde ich es grauenhaft, wie im Konzern mit Leuten umgegangen wird, denn den Schweizer Kollegen wurde am 01.12. mitgeteilt, dass am 31.12. ihr Letzter ist. Auf der anderen Seite ist es eine Chance für mich. Eine Chance dem inzwischen fast unerträglichen Druck im Außendienst zu entkommen und auch meine eigenen Wünsche zu realisieren, aber dazu mehr unter 2.

2. Ich hatte endlich das Gespräch mit Frau W. vom Betriebsrat. Bedingt durch meine Außendiensttätigkeit und Erkrankungen ihrerseits hat es erst im 6. Anlauf geklappt mit dem Gesprächstermin. Frau W. war schon vor einem ½ Jahr von meiner (inzwischen ex-)Kollegin Frau G. (in Rente) auf den/die AGG-Beauftragte(n) angesprochen worden. Diese Stelle gibt es aber in unserem Unternehmen nicht, warum auch immer… Jedenfalls fing ich unser Gespräch mit einem Bild von mir an. Sie war nicht einmal ansatzweise erstaunt, im Gegenteil, ich bekam erst mal ein Kompliment, wie gut ich aussehe. Dann sagte sie mir, dass sie sich aufgrund von Gerüchten schon einmal im Vorfeld über Crossdressing und Transvestismus im Internet erkundigt hat. Ich machte ihr dann aber erst einmal klar, dass es bei mir schon mehr als „nur“ Crossdressing ist, dass ich außerhalb der Firma und der Firmengelände meiner Kunden nur noch als Frau lebe.

Natürlich habe ich ihr erst einmal unsere beiden Flyer gegeben und meinen dgti-Ausweis. Auch habe ich ihr gesagt, dass ich seit 1½ Jahren in psychotherapeutischer Behandlung bin und aktiv hier im „Gendertreff-Vorstand“ ehrenamtlich mitarbeite. Das alles um klar zu machen, dass es mir damit sehr ernst ist.

Das ganze Gespräch ging über eine Stunde. Am Ende sagte mir Frau W., dass sie mich auf meinem weiteren Weg unterstützen wird. Am morgigen Donnerstag wird sie meinen Fall dem Betriebsrats-Gremium vorstellen. Dazu habe ich ausdrücklich meine Zustimmung gegeben. Und im neuen Jahr werden wir meinen Fall dann wohl bei der Personalabteilung vortragen. Ab dem 01.01.2013 ist unser bisheriger Betriebsratsvorsitzender der neue Personalchef, und mit dem hatte ich ja schon vor Monaten mal ein Gespräch geführt, also er weiß sowieso schon Bescheid.

Eine Woche später wurde mir mitgeteilt, dass ich am 07.01.2013 das Vorstellungsgespräch für die neue Stelle haben werde. Dazu hatte ich mehrere Gespräche mit dem Betriebsrat. Es ging um eben jenes Vorstellungsgespräch am 07.01. und wie wir am besten vorgehen werden. Jedenfalls habe ich die Unterstützung des Betriebsrats auf meinem weiteren Weg.

Unsere provisorische Betriebsratsvorsitzende bestätigte mir noch einmal, dass eigentlich schon seit langem die ganze Firma mehr oder weniger über mich Bescheid weiß, zumindest aber meine „exzentrischen“ Kleidungsvorlieben kennt. Und auch, dass ich schon das eine oder andere Mal Thema in Besprechungen der Geschäftsleitung war.

Ich habe gefragt, warum mich niemals irgendjemand angesprochen hat. Und sie sagte mir, dass sich vermutlich niemand getraut hat, etwas zu sagen.

Sie ist auch der Meinung, dass es besser ist, wenn ich in den Innendienst gehe. Leider bestehen gewissen Bedenken, dass transidente Menschen einen negativen Einfluss auf die Kundenbeziehungen haben könnten. Leider ist die Welt der Industrie in der Beziehung noch zu konservativ.

Nach Rücksprache mit dem Betriebsrat-Gremium wurde mir geraten, das Thema Transidentität aus meinem Vorstellungsgespräch herauszuhalten.

Die Weihnachtsfeiertage habe ich als Frau verbracht. Das erste Weihnachten, an dem ich nur ICH war. Kein Verstecken, kein Umziehen, nur weil Verwandte oder Bekannte zu Besuch kommen. Nur noch Marina.

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M-Day Kapitel 2

“M” steht hier für Marina, die von ihren kleinen Schritten 2.0 berichtet:

M-Day oder manches Mal entwickeln sich die Dinge schneller als als man es selbst für möglich hält.

Kapitel 2

November 2012

An meinem Geburtstag, Mittwoch der  07. November 2012, war ich auf Geschäftsreise, wie so oft. Eigentlich war es mein Fehler, dass ich da keinen Urlaub oder Ausgleich genommen habe. Und so habe ich den Abend alleine in einem langweiligen Hotelzimmer in Bad Dürkheim verbracht. Mit Langeweile und Depressionen.

Immerhin konnte ich an dem Tag so weit vorarbeiten, dass ich am Donnerstag morgen nur noch nach Hause fahren musste und somit einen ½ Tag frei hatte. Deshalb habe ich ganz spontan meine engsten Freunde zu mir zum Abendessen eingeladen. Ich habe gekocht und es wurde ein sehr schöner Abend für alle.

An diesem Wochenende dann bin ich zur Familie Heim gefahren. Mir hat allerdings die Aussicht das ganze Wochenende wieder den Sohn geben zu müssen überhaupt nicht geschmeckt. Überall sonst kann ich so sein wie ich will, nur in meinen eigenen 4 Wänden nicht? Das kann und will ich nicht mehr hinnehmen. Aber ich hatte so viel Angst davor genau das durchzuziehen. Am Freitag Abend hatte ich noch eine Sitzung bei meiner Psychotherapeutin. Das 1-stündige Gespräch hat mir aber solch eine innere Stärke gegeben, dass ich meinen Plan doch durchgezogen habe.

Als ich am Samstag morgen mit meiner Mutter wieder auf dem Weg zum einkaufen war, sagte sie mir, ich solle noch meine eine Tante mit für Sonntag einladen. Daraufhin sagte ich ihr, dass wir sie dann aber auf Marina vorbereiten sollten. Meine Mutter sagte: „Muss das sein?“ und ich sagte: „Ja, es ist schließlich meine Geburtstagsfeier“ und damit war das Thema erledigt. Meine Tante konnte aber nicht am Sonntag zum essen kommen, sie hatte schon etwas anderes vor. Also haben wir sie spontan zum Abendessen eingeladen.

An meinem Plan ihr Marina vorzustellen habe ich dennoch festgehalten. Am Abend habe ich mich dann zurecht gemacht. Als mich mein Stiefvater dann so sah hat er nur ganz kurz die Augen rollen lassen. Das war alles. Meine Tante war zuerst etwas schockiert, aber ich habe ihr erklärt was mit mir los ist. Daraufhin meinte meine Tante, dass es Ok ist wenn ich mich dabei wohl fühle, nur sollte ich mich „so“ nicht im Dorf sehen lassen…. wegen den „Leuten“….

Am Sonntag kam dann mein Bruder mit Partnerin. Wir saßen im Wintergarten, der von den Nachbarn gegenüber einsehbar ist. Passiert ist absolut nichts. Später bin ich dann noch zum Kaffee zu meinem Vater gefahren. Der weiß ja auch Bescheid und akzeptiert mich so wie ich bin.

Am darauf folgenden Donnerstag, den 15. November hatte dann meine Mutter Geburtstag. Ich bin Abends direkt von der Arbeit gekommen. Da alle Nachbarn und ihre Freunde anwesend waren musste ich wieder den lieben Sohn geben….

Am darauf folgenden Sonntag haben wir den Geburtstag meiner Mutter nach gefeiert. An ihrem eigentlichen Geburtstag letzten Donnerstag konnte mein Bruder leider aus beruflichen Gründen nicht kommen. Und so ist er eben erst heute zusammen mit seiner Partnerin deren Mutter (also die Vielleicht-Schwiegermutter) zum Mittagessen gekommen.

Ich hatte mir für das Essen schon was schönes heraus gelegt: Ein graues Strickkleid mit schwarzen Leggings. Ja, auch zu diesem Essen war Marina anwesend. Die Mutter der Partnerin meines Bruders weiß sowieso schon seit letztem Jahr Bescheid, also wozu verstecken?

Wir saßen also im Wintergarten und haben ein sehr leckeres Mittagessen verspeist (Schnitzelchen mit Spargel, Herzoginkartoffeln und Edelpilzsauce). Unser Wintergarten ist aber von unseren Nachbarn gegenüber einsehbar. Mir war jedenfalls schon letzte Woche, und heute auch aufgefallen, dass die Nachbarin immer wieder herüber geschaut hat. Und wie schon letzte Woche auch haben die mich garantiert gesehen.

Da es im Wintergarten ein bisschen eng ist mit 6 Leuten sagte meine Mutter, ich solle außen herum gehen, wenn ich mal ins Haus musste. Das bedeutet, dass mich die Nachbarin voll sehen kann. Ich fragte meine Mutter, ob sie das wirklich ernst meint und sie sagte: „Ja, inzwischen ist es mir egal“. Wow… damit hatte ich nun gar nicht gerechnet.

Später dann als sich unsere Gäste verabschiedet haben bin ich nicht mit zur Tür gegangen, aber meine Mutter sagte, ich soll ruhig kommen. „Wenn die Nachbarn was wissen wollen, dann sollen sie eben fragen“. Und so stand ich zusammen mit meiner Mutter vor der Haustür und habe unsere Gäste verabschiedet. Wow, noch so ein Hammer.

Ich hatte meine Mutter wohl auch falsch eingeschätzt. Sie weiß genau, wie wichtig mir Marina ist und sie merkt ganz genau, wie gut es mir tut. Und nun scheint sie sogar den Punkt erreicht zu haben, an dem sie sogar im Dorf zu mir steht, so wie ich bin. Ich hoffe nur, dass sie nicht wieder ihre Meinung ändert.

Beim Abendessen habe ich meine Mutter noch mal konkret darauf angesprochen, was das denn nun für mich heißt. Ob ich mich jetzt nicht jedes Mal umziehen muss kurz bevor ich ins Dorf komme. Und Ja, genau so ist es; ich kann so ein- und ausgehen wie ich will.

Ich meinte, dann sollte ich die Nachbarn aktiv ansprechen und denen erklären was los ist. Komischerweise will sie das aber nicht. Na gut, dann erkläre ich es eben, wenn ich angesprochen werde. Ist mir auch recht.

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M-Day Kapitel 1

„M“ steht hier für Marina, die von ihren kleinen Schritten 2.0 berichtet:

M-Day oder manches Mal entwickeln sich die Dinge schneller als als man es selbst für möglich hält.

Kapitel 1

Juli bis Oktober 2012

Mitte 2012 hatte ich so das Gefühl, ich habe alles das erreicht, was unter den Umständen überhaupt machbar war. Meine engste Familie wusste Bescheid, aber der weitere Kreis, also die Cousins, Cousinen und die Stiefgeschwister sollten ja nichts mitbekommen. Ebenso sah es mit den Nachbarn in meinem Heimatort aus. Meine Eltern hatten panische Angst, das irgendjemand von denen etwas merken könnte. Der gute Ruf im Dorf… usw.

Bei meinem Arbeitgeber hatte ich ja auch schon mal vorsichtig vor gefühlt. Aber schon unser Betriebsrat sagte mir, dass es auf keinen Fall gehen würde. Transident mit unmittelbarem Kundenkontakt, das geht gar nicht.

Na klar hätte ich mich nach einem anderen Job umsehen können, aber mir hat meine Arbeit immer sehr viel Freude gemacht, auch wenn es durch die viele Fahrerei und das ewige Leben aus dem Reisekoffer eine ziemliche körperliche und seelische Belastung war.

Zwar konnte ich vor und nach der Arbeit immer Marina sein, dafür saß ich aber auch so gut wie jeden Abend alleine in einem Hotelzimmer in einer fremden Stadt.

An den Wochenenden, an denen keine Veranstaltung des Gendertreff war, war ich dann immer bei meinen Eltern. Und dort musste ich mir Marina größtenteils ebenfalls verkneifen. Zum Einkaufen mit der Mutter in der Stadt, das war OK. Aber ich musste mich immer erst unterwegs umziehen, und kurz bevor wir nach Hause kamen noch einmal. Bei meiner Mutter zu Hause konnte ich mich dementsprechend auch im Haus nicht so geben wie ich es bevorzugt hätte.

Lange Zeit sah es so aus, als ob das nun auf Dauer so bleiben müsste. So musste ich mich mit dem Status Quo abfinden. Mehr Marina ging eben nicht. Zufrieden war ich damit aber nicht einmal ansatzweise. Und dass ich nicht zufrieden, bin machte ich immer deutlich.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 01 u. 02-2013

Neujahr und endlich sind die fehlenden Unterlagen von der Therapeutin, vom Urologen und vom Endokrinologen unterwegs an den MdK. Jetzt wird es weiter gehen.

Die Spuren vom Epilationsmarathon verschwinden auch langsam. Die Taubheit, die Rötung und die Schwellungen im Gesicht verschwinden.

Der Karneval zieht durch das Rheinland und es findet ein Brief den Weg in meinen Briefkasten. Es ist Donnerstag, Altweiberfastnacht und die Rathäuser werden übergeben. Der Brief ist nicht irgendein Brief, sondern es ist die Kostenübernahme für meine GaOP bei der Uni Essen durch die Krankenkasse.

Ihr Leistungsantrag vom 11.09.2012

Sehr geehrte Frau,

Sie wünschen die Kostenübernahme für eine geschlechtsangleichende Genitaloperation.

Gerne teilen wir Ihnen mit, dass diese nach den vereinbarten Vergütungssätzen zwischen dem Krankenhaus Universitätsklinikum Essen und uns übernommen werden.

Legen Sie dieses Schreiben zusammen mit der ärztlichen Verordnung von Krankenhauspflege dem Krankenhaus vor. Die Kosten der Behandlung werden dann direkt mit uns abgerechnet.

Wir wünschen einen guten Behandlungsverlauf.

Termin zum Vorgespräch in der Uni Essen ist der 29.04.2013.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 12-2012

Zwischen Weihnachten und Silvester werden wir eine Epilationssession machen. In drei Stunden Dauerbeschuss werden den weißen Barthaaren der Garaus gemacht. Natürlich schieben wir ein paar Kaffeepausen dazwischen. Vorher min. drei Tage Bart wachsen lassen * Hua * Schüttel.

Rundum fühle ich mich gut versorgt. Die Gynäkologin hat meine Brust nach verdächtigen Knoten abgetastet, der Urologe hat gleich eine Rundum Untersuchung durchgeführt. Unter anderem hat er mit Ultraschall die Nieren, Blase und Prostata auf ihr Wohlbefinden gecheckt und der Endokrinologe, der die 4mg Estradiol bestätigt, hat die Brust mit Ultraschall untersucht, Blut abgenommen und auch noch einmal den Blutdruck gemessen.

Mit diesen guten und wichtigen Untersuchungen und den positiven Bescheiden, gehe ich doch viel lieber und mit einem guten Gefühl in die Uni Essen zur GaOP.
Überall werde ich sehr fürsorglich untersucht und es werden mögliche Probleme ausgeschlossen.
Es kann doch nicht wirklich sein, dass dies abgeschafft werden soll – Oder?

Achtet immer darauf, dass ihr die richtigen Tabletten bekommt, denn mir ist folgendes passiert: Ich habe wie immer mein Rezept bei der Apotheke abgegeben und wieder zwei Packungen Estradiol bekommen. Aber erst zu Hause ist mir aufgefallen, dass die Packung Rosa statt Türkis und die Tabletten Weiß statt Blau waren. Auf der neuen Packung stand 2mg drauf aber der Beipackzettel signalisierte 1,56mg Estradiol, was faktisch eine Minderung bedeutet hätte. Zurück in der Apotheke konnte der Fehler schnell geklärt werden. Auf dem Rezept war das Medikament nicht genau genug bezeichnet und die Apothekerin hatte daraufhin das erste Medikament genommen, das auf ihrem Bildschirm angezeigt wurde.

Der Bericht vom Endokrinologen steht noch aus, obwohl die Praxis mir bestätigte, dass er schon lange raus geschickt wurde. Vermutlich ist er in der Weihnachtspost verschütt´ gegangen. Also im neuen Jahr nach haken.

Komme gerade von meinem 4-stündigen EPI-Marathon – Autsch. Sehr schmerzhaft aber diverse bartfreie Stellen sind schon sichtbar und da wächst nun nichts mehr.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 11-2012

Die Nachfrage Anfang November bei der Krankenkasse bringt nur die freundliche Antwort, dass die Unterlagen noch vom MDK geprüft werden. Zeitgleich erfahre ich von meiner Therapeutin, dass der MDK Berichte bei Ihr, beim Endokrinologen und bei der Gynäkologin angefordert hat. Jetzt kann es nicht mehr so lange dauern, muntert Sie mich auf und bei mir wäre doch alles klar.
Leider muss ich den Termin bei der Uni Essen absagen, denn bis dahin habe ich den Bescheid auf keinen Fall.

Den MDK muss man sich in diesem Fall wie ein drittes, unabhängiges und kostenloses Gutachten vorstellen. Er kann weitere Berichte einholen und spricht der Krankenkasse eine Empfehlung aus. Ist die Diagnose „Transsexualität“ nicht so eindeutig, also will z.B. jemand mit der Geschlechtsangleichung versuchen andere seelische und/oder körperliche „Baustellen“ zu kitten, kann es vorkommen, dass man auch dort persönlich zu erscheinen hat. Aber ganz ehrlich, wollt ihr nicht auch nach der OP endlich Sorgenfrei so leben wie ihr es schon immer wolltet? Und nicht wohlmöglich feststellen, dass das der falsche Weg war?
Darum auch die 18 Monate zwischen erster Hormoneinnahme und der OP! Nicht aus Schikane! Nein, weil es viele Fälle gibt, die nach der OP festgestellt haben, dass dies der falsche Weg war und nun Seelisch ganz zerbrechen. Einfach noch einmal in sich rein hören, noch einmal überlegen ob dies der richtige und einzige Weg ist, sich darüber im Klaren sein, dass es kein Zurück mehr gibt, Dinge organisieren und erledigen.
Ihr denkt, das ist Blödsinn?
Habt ihr nicht auch schon von Suizid nach der OP gehört? Habt ihr nicht auch schon Transsexuelle, die ihre OP hinter sich haben, in SHGs oder sonst wo kennen gelernt, die totunglücklich waren? Ich habe schon öfter davon gehört und auch einige kennen gelernt. Und warum ist das so? Es ging einigen einfach nicht schnell genug – Sie waren in Ihrem und mit Ihrem Ich noch nicht wirklich angekommen. Aber manchen kann es ja gar nicht schnell genug gehen.
Es ist ein riesen großer Schritt, den man sich genau überlegen muss! Rückgängig machen – ist nicht mehr!

Wenn ihr gefestigt und wirklich nur noch im „Wunschgeschlecht“ glücklich seid ohne Wenn und Aber, dann kann es losgehen und niemand wird euch Steine in den Weg werfen.

Aus dem Befund-/Verlaufsbericht:

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der transsexuelle Wunsch bei Xenia lange besteht, stabil und irreversibel ist; dass die Alltagserprobung bemerkenswert gut gelingt (sicherlich auch dadurch, dass Xenia sie in kleinen Schritten gesteigert hat und dabei darauf geachtet hat, sich nicht zu überfordern); dass aus meiner Sicht eine Indikation zur operativen Geschlechtsangleichung indiziert und notwendig ist, damit Xenia weiterhin psychisch stabil leben kann, und dass die Prognose für die Verarbeitung der Operation günstig erscheint.

********
Habe ich gesagt, dass niemand mehr Steine in den Weg wirft? Scheinbar liegen da doch noch ein paar.
Weiter oben habe ich erwähnt, dass der MDK noch Berichte einfordert. Nun jetzt Mitte November halte ich das Schreiben der KK in den Händen, wo genau darauf hingewiesen wird. Der MDK verlangt noch Berichte von meiner Therapeutin, meinem Endokrinologen und nicht von meiner Gynäkologin sondern von einem Urologen. Na klasse, wo nehme ich den denn jetzt her.
Schon geht die Rennerei wieder los. Fragen ob den Bericht auch meine Gynäkologin schreiben kann. Wenn nicht, einen Termin bei einem Urologen machen und dem auch die ganze Geschichte erzählen. So verzögert sich die Weiterarbeit des MDK und bis ich dann wieder einen neuen Termin bei der Uni Essen habe, haben wir Frühjahr 2013. Da sehe ich doch schwarz mit der GaOP im August 2013.
Zum Glück konnte ich kurzfristig einen Termin bei einem Urologen bekommen. Also Ende November geht es weiter.

Nach der 7. ELOS-Sitzung hatte ich Ende November meinen ersten EPI-Termin. Unter- und Oberlippe, also gleich das Schlimmste, kam dran. Gut das ich nicht geschminkt war, denn Heulen ist garantiert.
Für die EPI, im Gegensatz zur ELOS, sollten die (Bart-) Haare möglichst lang sein, d.h. je nach Bartwuchs, zwei bis drei Tage nicht rasieren. Ich hatte mich ca. 27h nicht rasiert, dennoch waren die paar Haare zu kurz, so dass die Prozedur an jedem Haar sehr lange dauerte. Also wie gesagt, lange Haare, dann geht`s schneller.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 8, 9, u. 10-2012

Knapp 6 Wochen hat es gedauert, bis die Krankenkasse geantwortet hat. Okay es war Urlaubszeit, aber Hauptsache ist doch, dass die Krankenkasse die 25 Therapiestunden übernimmt. Dieser positive Bescheid tut erst einmal gut auf meinem weiteren Weg.

Haha und jetzt habe ich auch meinen „Fall“.

Ich habe eine private Krankenzusatzversicherung. Die Betonung liegt auf PRIVAT.
Laut deren Änderungsschreiben, sie haben daraus einen Neuabschluss gemacht, soll ich jetzt den weiblichen = doppelten Tarif zahlen. Nun der Widerspruch ist bereits unterwegs und mal sehen was kommt. Ich berufe mich da gleich auf dieses Urteil.

Anfang September habe ich nun meinen Antrag zur Kostenübernahme der geschlechtsangleichenden Operation an die Krankenkasse geschickt.

An die Krankenkasse

Betr.: Antrag auf Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahme

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit beantrage ich die Kostenübernahme für meine geschlechtsangleichende Genitaloperation.

Wie Sie aus meinen beigefügten Unterlagen entnehmen können, lebe ich seit meinem Outing im Oktober 2011 in der Firma, ganz als Frau. Meine Personenstandsänderung wurde am 26.3.2012 vom Amtsgericht Düsseldorf beschlossen und zum 17.4.2012 rechtskräftig. Hormone (Estradiol) nehme ich seit Juni 2011 und werde seit April 2011 therapeutisch begleitet, zurzeit von Frau H-M in Hilden in Bezug auf die Begleitung zur geschlechtsangleichenden OP (s. Ihre Genehmigung auf Kostenübernahme).

Befunde von einem Neurologen, meinen Therapeutinnen und meiner Gynäkologin lege ich diesem Schreiben bei. Zudem wurden zwei unabhängige Gutachten im Januar und Februar 2012 erstellt, die ich Ihnen auch in Kopie zur Verfügung stelle. In allen Unterlagen wird die Diagnose 64.0 (Transsexualität) ersichtlich.

Aus meinem Lebenslauf und meiner Chronik können Sie entnehmen, dass ich schon in früher Kindheit feststellte, dass mit mir etwas nicht stimmt. Seit 2004 dann nach meinem Outing in der Familie auch erst einmal zaghafte Alltagsversuche unternahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zusammen mit meiner Frau eine Selbsthilfegruppe gegründet, die heute bei den Gesundheitsämtern in Düsseldorf und Leverkusen volle Unterstützung genießt. Diese Plattform (Gendertreff.de) mit ihrem Forum, Blog/Magazin, Linksammlung und vielem mehr soll anderen helfen und versteht sich als Informations- und Austauschplattform zum Thema Transgender.

Ich bin gefestigt in meinem Vorhaben, was die Befunde bestätigen. Mir geht es psychisch soweit gut, dass ich mich nicht mehr verstecken muss und als Frau leben kann.
Leider kann ich als Frau nicht vollständig am gesellschaftlichen Leben teilhaben (Sauna, Schwimmbad, Umkleidekabinen, u.ä.). Damit bleiben Freizeit- sowie sportliche Aktivitäten auf geschlechtsneutrale Aktionen beschränkt, was ich als Einschränkung meiner persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten ansehe und was mein psychisches Wohlbefinden beeinträchtigt.

Mein Körper hat sich durch die notwendige Hormontherapie verändert, so habe ich mittlerweile eine weibliche Brust. Mein männliches Geschlechtsteil passt jetzt nicht mehr zu meinem ansonsten weiblichen Erscheinungsbild. Dieses zweigeschlechtliche Erscheinungsbild ruft hervor, dass ich jedes Mal wieder peinlich berührt bin und mich schäme, wenn ich mich mit meinem nicht eindeutig fraulichen Erscheinungsbild zeigen muss (z.B. Arztbesuche). Ich empfinde mein männliches Geschlechtsteil daher als unpassend, störend und unästhetisch und somit als körperlich entstellend. Ich bin zwar rechtlich und psychisch als Frau angekommen, aber körperlich noch nicht ganz.

Um mein Leben als Frau vollumfänglich leben zu können und als Frau uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, bedarf es der Anpassung meines äußeren Erscheinungsbildes an das einer Frau durch die geschlechtsangleichende OP.

Ich habe mich entschlossen mich in der Uni Essen zu melden. Dort wird diese Operation bereits seit einigen Jahren mit guten Erfolgen durchgeführt.

Ich habe bereits einen Termin im November zu einem Vorgespräch an der Uni Essen ausgemacht. Für die weitere Terminvereinbarung (Voruntersuchungen etc.) wäre die Kostenübernahme durch Sie nötig. Ich würde diese Maßnahme gerne nächstes Jahr durchführen lassen. Der Zeitpunkt richtet sich nach der Wartezeit der Uni Essen auf einen solchen OP-Termin.

Ich bitte um die Kostenübernahme zur geschlechtsangleichenden Operation, da ich alle Voraussetzungen mitbringe (gesicherte Diagnose, s. Gutachten/Befunde etc.) und meine psychische Gesundheit unter dem körperlich nicht eindeutigem Erscheinungsbild leidet.

Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Mühe und hoffe auf einen positiven Bescheid.

Mit freundlichen Grüßen

Anlagen:

-) Beschluss Amtsgericht Düsseldorf
-) Gutachten
-) Gutachten
-) Befunde der Therapeutinnen
-) Befund Neurologe
-) Befund Gynäkologin
-) Befund Endokrinologe
-) Transsexueller Lebenslauf
-) Chronik meines transidenten Lebens
-) Flyer des Gendertreff – Plattform für Transgender, Angehörige und Interessierte.

Jetzt heißt es warten und in der Zwischenzeit einen Termin bei der Gynäkologin und beim Endokrinologen wahrnehmen. Ein Termin zu einem Vorgespräch in der Uni Essen konnte auch bereits telefonisch im November gefunden werden. Zusätzlich zu der Überweisung der Gynäkologin und der mittlerweile üblichen Unterlagen, wäre eine schriftliche Zusage der Krankenkasse zur Kostenübernahme, hilfreich.

Ende September habe ich einen Routinetermin bei meiner Gynäkologin wahrgenommen und auch über den November Termin in der Uni Essen gesprochen. Leider kann Sie nur mit der Kostenübernahme der Krankenkasse die nötige Überweisung ausstellen. Sie hat zwar heute mit meiner Krankenkasse gesprochen, aber die kann nach ca. 10 Tagen noch keine Aussage treffen.
So heißt es warten und hoffen, dass ein positiver Bescheid bis Mitte November eintrifft, sonst muss ich leider diesen ersten Termin bei der Uni Essen verschieben.

Die Krankenkasse hat sich nun im Oktober gemeldet. Nein, keine Zustimmung und auch keine Ablehnung, nur ein kurzer Zwischenbericht:
„…… Sie möchten, dass wir die Kosten für eine geschlechtsangleichende Maßnahme übernehmen. gerne prüfen wir Ihren Wunsch.
Ihre Unterlagen haben wir an unseren medizinischen Beratungsdienst (MDK) weitergeleitet. Über das Ergebnis werden wir Sie informieren. ……“

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Katjas Jahresende 2012

Katja fasst das Jahr 2012 aus ihrer Sicht zusammen:

Hallo Zusammen,

seit Sommer 2012 ist in mir einiges passiert, nach dem Beitrag „1&1 der Hormone“
und einem Schuss vor den Bug.

Ich sehe im Spiegel, wie ich mich verändere. Endlich kann ich mich im Spiegel sehen und lachen und sehe, dass sich meine Seele endlich befreit fühlt.

Zum Ende des Jahres 2012 habe ich mich entschieden, auch im Beruf als Frau zu leben. Ich will endlich ganz Frau sein, die im Alltag ihre Frau steht.

Im Laufe des zu Ende gehenden Jahres bereitete ich mich auch mit der Therapeutin auf die Unterrichtung des Arbeitgebers vor. Anfang Dezember 2012 hab ich meinen Mut zusammen genommen und ein weiteres Gespräch mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung geführt, gleichzeitig hatte ich auch das Anschreiben an die komplette Belegschaft fertig gemacht und auf einem USB-Stick mitgebracht. Ich hatte den Termin am 19.12.2012 ins Auge gefasst um die Belegschaft multimedial und in Briefform zu informieren. Da es das Weihnachtsfest war und ein großer Teil der Belegschaft frei hatte, entschloss ich mich genau diesen Zeitpunkt auszusuchen.

Das Jahr 2012 war zu Ende und wir hatten im Gendertreff eine berauschende Silvesterfete. Ohne ein Ziel und ohne eine neue Hürde bin ich ins neue Jahr gestartet.

Es kam der 02.01.2013. Ein Tag den ich nie vergessen werde. Ich machte mich fertig, zog meine Arbeitskleidung an und fuhr zur Firma. Ja das war eine Fahrt! Je näher ich kam desto mehr Herzklopfen bekam ich.

Als erstes bin ich nicht im Personaleingang sondern im Haupteingang rein gegangen. Die Dame am Empfang kenne ich seit über zehn Jahren, aber ich sollte mich anmelden. Erst als ich zu ihr sagte, dass ich es bin, war sie sehr erstaunt und machte mir ein Kompliment, was mir sehr gut tat. Weiter ging es zur Geschäftsabteilung wo ich mich auch zeigte. Sie wünschten mir viel Erfolg und Glück für die weitere Zusammenarbeit. Trotzdem wurde mein Herzklopfen immer stärker kurz vorm Eingang des Arbeitsplatzes.

Ich sammelte mich und atmete kurz durch und wie es so ist bin ich in die Halle gegangen.
Es war nicht viel los nach dem Jahreswechsel, so dass ich zum Büro des Lagers ging und meine Kollegen begrüßte. Es war schon ein mulmiges Gefühl, aber sie sagten, dass ich gut aussehe. Meine Anspannung war auf einmal wie weggeblasen und es ging zum Tagesgeschäft über.

Ja einige Leute geben sich Mühe und sprechen mich mit dem weiblichen Namen an und einige mit dem männlichen. Ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird und ein Anfang gemacht ist. In letzter Zeit sind sehr schöne Arbeitstage ins Land gegangen und auch eine schöne Normalität für mich.

Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist und noch einige Jahre bis zum Ende des Arbeitslebens so weiter geht. Ich fühle mich wohl und könnte die ganze Welt umarmen.

Viele Grüße
Katja

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Unbedingt Beipackzettel lesen

Medikamentenchaos aus Ute`s Sicht:

Bitte lest euch den Beipackzettel von Medikamenten immer gut durch, besonders, wenn ihr euer Medikament von einem anderen Arzneimittelhersteller bekommt.

Hintergrund:
Xenia wurden die gleichen Tabletten, in der gleichen Stärke, von dem gleichen Arzneimittelhersteller vom Endokrinologen aufgeschrieben. Ich habe für Xenia das Rezept über die Hormone bei der Apotheke einlösen wollen. Mit der Aussage, dass unsere Krankenkasse einen Rabattvertrag mit einem anderen Arzneimittelhersteller geschlossen hat und der Apotheker verpflichtet ist, dieses Medikament abzugeben, wurden diese „anderen“ Tabletten bestellt. Ich bekam noch den Hinweis, dass es sich bei dem Medikament des anderen Arzneimittelherstellers auch um Estradiol 2 mg handeln würde. 2 Tage später habe ich die zwei Packungen Estradiol abgeholt. Die Packungen sahen natürlich anders aus, allerdings stand auf der Packung, dass es sich um Estradiol 2 mg handeln würde. Als Arzthelferin bin ich es eigentlich gewohnt, dass wenn dort 2 mg drauf steht, auch 2 mg des Wirkstoffes in der Tablette drin ist.

Zu Hause sah Xenia die Packung und sagt: „Ich habe aber immer andere Tabletten bekommen, das sind andere Packungen und meine alten Tabletten waren immer blau. Hoffentlich ist das richtig so, und hoffentlich vertrage ich sie!“. Diese Sätze kenne ich von den Patienten aus der beruflichen Praxis. Um dem Patienten deutlich zu machen, dass es sich um das gleiche Medikament nur von einer anderen Arzneimittelhersteller handelt, vergleiche ich mit dem Patienten den Beipackzettel. Ich hole also siegessicher den Beipackzettel aus der Packung um Xenia zu zeigen, dass die Tabletten, obwohl sie anderes aussehen und auch anders verpackt sind, tatsächlich jedoch 2 mg Estradiol enthalten. Das ist ja, wenn keine Unverträglichkeiten auf die so genannten Zusatzstoffe bekannt sind, auch das entscheidende Kriterium für ein Medikament. Gleicher Wirkstoff in der gleichen Dosis.

Ich habe also die Wirkstoffangaben gesucht und … ganz schön blöd gestaunt. Es handelte sich nicht um Estradiol, sondern um ein Estradiolderivat, das 1,56 mg reinem Estradiol entsprach. Dies hätte jedoch faktisch eine Tagesdosisminderung um ¼ bedeutet. Auf der Packung stand aber Estradiol 2 mg.

Wir gingen zurück zur Apotheke und reklamierten das Medikament. Der Apotheker schaute auch zunächst in die Wirkstoffliste und musste uns dann Recht geben, dass bei dem ausgehändigten Medikament die Dosierung nicht 2 mg Estradiol entspricht. Er empfand die Aufschrift der Verpackung als irritierend, da sie eine Dosis vorgibt, die aber nicht der tatsächlichen Dosis entspricht. Er hat es dann aufgrund der Dosisabweichung durch das aufgeschriebene Medikament getauscht.

Die Tatsache, dass das Medikament von einem anderen Arzneimittelhersteller ist, wäre völlig egal gewesen, wenn es sich tatsächlich um Estradiol in der Stärke 2 mg gehandelt hätte. Erst durch das Lesen des Beipackzettels sind wir auf den tatsächlich enthaltenen Wirkstoff und die Dosierung gestoßen. Also, immer erst den Beipackzettel lesen.

Wenn man möchte, dass man auch genau das aufgeschriebene Medikament in der Apotheke bekommt, muss der Arzt ein Kreuzchen in dem Kästchen links vor dem Medikament machen, das mit aut idem (=oder das Gleiche) bezeichnet ist. Nur mit diesem Kreuzchen darf der Apotheker das aufgeschriebene Medikament unabhängig von dem Rabattvertrag der Krankenkasse abgeben. Da das Kreuzchen fehlte, bekam Xenia das Medikament aus dem Rabattvertrag. Die Krankenkasse hat sich wahrscheinlich von der Aufschrift „Estradiol 2 mg“ verleiten lassen zu glauben, dass es sich tatsächlich um ein Medikament mit 2 mg reinem Estradiol handelt. Ob dies so ist, hat wohl niemand geprüft. Hauptsache es ist preiswert.

Ute

Kleines 1×1 der Hormone

Im Büro

Marleen gibt es nun auch nur noch als Frau im Betrieb …

Hallo Ihr Lieben,

ich hab mich etwas rar gemacht in letzter Zeit. Viele Familienfeiern und Weihnachten und und…

Dafür kann ich aber auch meinem Tagebuch ein paar Neuigkeiten hinzufügen.
Ich lebe inzwischen komplett als Frau, auch im Job und es fühlt sich gut an. Meine Kollegen haben sofort gesagt, dass Sie mich unterstützen. Ich habe jede Menge eMails erhalten in denen mir Anerkennung für meinen Mut ausgesprochen wird und ein Vorstandsmitglied des Unternehmens möchte sich mit mir auf einen Kaffee zusammensetzen um mehr zum Thema Transsexualität zu erfahren. Auch die Geschäftspartner sind beeindruckt von meiner Offenheit und freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit.

Heute hatte ich den ersten Termin mit einem externen Versicherungsmenschen, alles war selbstverständlich. Dabei spreche ich mit meiner gewohnten Stimme und stehe zu meiner Vergangenheit. Das kommt gut an.

Also schon wieder… alles ist gut!!! Was bin ich für ein Glückskind.

Etwas ungewohnt ist es schon so offiziell mit Frau E. angesprochen zu werden, aber es ist nicht schlecht.

Was mir am besten gefällt ist, dass ich nicht mehr dauernd die Rolle wechseln und nichts mehr verbergen muss.

LG
Marleen

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