In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 12-2012

Zwischen Weihnachten und Silvester werden wir eine Epilationssession machen. In drei Stunden Dauerbeschuss werden den weißen Barthaaren der Garaus gemacht. Natürlich schieben wir ein paar Kaffeepausen dazwischen. Vorher min. drei Tage Bart wachsen lassen * Hua * Schüttel.

Rundum fühle ich mich gut versorgt. Die Gynäkologin hat meine Brust nach verdächtigen Knoten abgetastet, der Urologe hat gleich eine Rundum Untersuchung durchgeführt. Unter anderem hat er mit Ultraschall die Nieren, Blase und Prostata auf ihr Wohlbefinden gecheckt und der Endokrinologe, der die 4mg Estradiol bestätigt, hat die Brust mit Ultraschall untersucht, Blut abgenommen und auch noch einmal den Blutdruck gemessen.

Mit diesen guten und wichtigen Untersuchungen und den positiven Bescheiden, gehe ich doch viel lieber und mit einem guten Gefühl in die Uni Essen zur GaOP.
Überall werde ich sehr fürsorglich untersucht und es werden mögliche Probleme ausgeschlossen.
Es kann doch nicht wirklich sein, dass dies abgeschafft werden soll – Oder?

Achtet immer darauf, dass ihr die richtigen Tabletten bekommt, denn mir ist folgendes passiert: Ich habe wie immer mein Rezept bei der Apotheke abgegeben und wieder zwei Packungen Estradiol bekommen. Aber erst zu Hause ist mir aufgefallen, dass die Packung Rosa statt Türkis und die Tabletten Weiß statt Blau waren. Auf der neuen Packung stand 2mg drauf aber der Beipackzettel signalisierte 1,56mg Estradiol, was faktisch eine Minderung bedeutet hätte. Zurück in der Apotheke konnte der Fehler schnell geklärt werden. Auf dem Rezept war das Medikament nicht genau genug bezeichnet und die Apothekerin hatte daraufhin das erste Medikament genommen, das auf ihrem Bildschirm angezeigt wurde.

Der Bericht vom Endokrinologen steht noch aus, obwohl die Praxis mir bestätigte, dass er schon lange raus geschickt wurde. Vermutlich ist er in der Weihnachtspost verschütt´ gegangen. Also im neuen Jahr nach haken.

Komme gerade von meinem 4-stündigen EPI-Marathon – Autsch. Sehr schmerzhaft aber diverse bartfreie Stellen sind schon sichtbar und da wächst nun nichts mehr.

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 11-2012

Die Nachfrage Anfang November bei der Krankenkasse bringt nur die freundliche Antwort, dass die Unterlagen noch vom MDK geprüft werden. Zeitgleich erfahre ich von meiner Therapeutin, dass der MDK Berichte bei Ihr, beim Endokrinologen und bei der Gynäkologin angefordert hat. Jetzt kann es nicht mehr so lange dauern, muntert Sie mich auf und bei mir wäre doch alles klar.
Leider muss ich den Termin bei der Uni Essen absagen, denn bis dahin habe ich den Bescheid auf keinen Fall.

Den MDK muss man sich in diesem Fall wie ein drittes, unabhängiges und kostenloses Gutachten vorstellen. Er kann weitere Berichte einholen und spricht der Krankenkasse eine Empfehlung aus. Ist die Diagnose „Transsexualität“ nicht so eindeutig, also will z.B. jemand mit der Geschlechtsangleichung versuchen andere seelische und/oder körperliche „Baustellen“ zu kitten, kann es vorkommen, dass man auch dort persönlich zu erscheinen hat. Aber ganz ehrlich, wollt ihr nicht auch nach der OP endlich Sorgenfrei so leben wie ihr es schon immer wolltet? Und nicht wohlmöglich feststellen, dass das der falsche Weg war?
Darum auch die 18 Monate zwischen erster Hormoneinnahme und der OP! Nicht aus Schikane! Nein, weil es viele Fälle gibt, die nach der OP festgestellt haben, dass dies der falsche Weg war und nun Seelisch ganz zerbrechen. Einfach noch einmal in sich rein hören, noch einmal überlegen ob dies der richtige und einzige Weg ist, sich darüber im Klaren sein, dass es kein Zurück mehr gibt, Dinge organisieren und erledigen.
Ihr denkt, das ist Blödsinn?
Habt ihr nicht auch schon von Suizid nach der OP gehört? Habt ihr nicht auch schon Transsexuelle, die ihre OP hinter sich haben, in SHGs oder sonst wo kennen gelernt, die totunglücklich waren? Ich habe schon öfter davon gehört und auch einige kennen gelernt. Und warum ist das so? Es ging einigen einfach nicht schnell genug – Sie waren in Ihrem und mit Ihrem Ich noch nicht wirklich angekommen. Aber manchen kann es ja gar nicht schnell genug gehen.
Es ist ein riesen großer Schritt, den man sich genau überlegen muss! Rückgängig machen – ist nicht mehr!

Wenn ihr gefestigt und wirklich nur noch im „Wunschgeschlecht“ glücklich seid ohne Wenn und Aber, dann kann es losgehen und niemand wird euch Steine in den Weg werfen.

Aus dem Befund-/Verlaufsbericht:

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der transsexuelle Wunsch bei Xenia lange besteht, stabil und irreversibel ist; dass die Alltagserprobung bemerkenswert gut gelingt (sicherlich auch dadurch, dass Xenia sie in kleinen Schritten gesteigert hat und dabei darauf geachtet hat, sich nicht zu überfordern); dass aus meiner Sicht eine Indikation zur operativen Geschlechtsangleichung indiziert und notwendig ist, damit Xenia weiterhin psychisch stabil leben kann, und dass die Prognose für die Verarbeitung der Operation günstig erscheint.

********
Habe ich gesagt, dass niemand mehr Steine in den Weg wirft? Scheinbar liegen da doch noch ein paar.
Weiter oben habe ich erwähnt, dass der MDK noch Berichte einfordert. Nun jetzt Mitte November halte ich das Schreiben der KK in den Händen, wo genau darauf hingewiesen wird. Der MDK verlangt noch Berichte von meiner Therapeutin, meinem Endokrinologen und nicht von meiner Gynäkologin sondern von einem Urologen. Na klasse, wo nehme ich den denn jetzt her.
Schon geht die Rennerei wieder los. Fragen ob den Bericht auch meine Gynäkologin schreiben kann. Wenn nicht, einen Termin bei einem Urologen machen und dem auch die ganze Geschichte erzählen. So verzögert sich die Weiterarbeit des MDK und bis ich dann wieder einen neuen Termin bei der Uni Essen habe, haben wir Frühjahr 2013. Da sehe ich doch schwarz mit der GaOP im August 2013.
Zum Glück konnte ich kurzfristig einen Termin bei einem Urologen bekommen. Also Ende November geht es weiter.

Nach der 7. ELOS-Sitzung hatte ich Ende November meinen ersten EPI-Termin. Unter- und Oberlippe, also gleich das Schlimmste, kam dran. Gut das ich nicht geschminkt war, denn Heulen ist garantiert.
Für die EPI, im Gegensatz zur ELOS, sollten die (Bart-) Haare möglichst lang sein, d.h. je nach Bartwuchs, zwei bis drei Tage nicht rasieren. Ich hatte mich ca. 27h nicht rasiert, dennoch waren die paar Haare zu kurz, so dass die Prozedur an jedem Haar sehr lange dauerte. Also wie gesagt, lange Haare, dann geht`s schneller.

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 8, 9, u. 10-2012

Knapp 6 Wochen hat es gedauert, bis die Krankenkasse geantwortet hat. Okay es war Urlaubszeit, aber Hauptsache ist doch, dass die Krankenkasse die 25 Therapiestunden übernimmt. Dieser positive Bescheid tut erst einmal gut auf meinem weiteren Weg.

Haha und jetzt habe ich auch meinen „Fall“.

Ich habe eine private Krankenzusatzversicherung. Die Betonung liegt auf PRIVAT.
Laut deren Änderungsschreiben, sie haben daraus einen Neuabschluss gemacht, soll ich jetzt den weiblichen = doppelten Tarif zahlen. Nun der Widerspruch ist bereits unterwegs und mal sehen was kommt. Ich berufe mich da gleich auf dieses Urteil.

Anfang September habe ich nun meinen Antrag zur Kostenübernahme der geschlechtsangleichenden Operation an die Krankenkasse geschickt.

An die Krankenkasse

Betr.: Antrag auf Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahme

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit beantrage ich die Kostenübernahme für meine geschlechtsangleichende Genitaloperation.

Wie Sie aus meinen beigefügten Unterlagen entnehmen können, lebe ich seit meinem Outing im Oktober 2011 in der Firma, ganz als Frau. Meine Personenstandsänderung wurde am 26.3.2012 vom Amtsgericht Düsseldorf beschlossen und zum 17.4.2012 rechtskräftig. Hormone (Estradiol) nehme ich seit Juni 2011 und werde seit April 2011 therapeutisch begleitet, zurzeit von Frau H-M in Hilden in Bezug auf die Begleitung zur geschlechtsangleichenden OP (s. Ihre Genehmigung auf Kostenübernahme).

Befunde von einem Neurologen, meinen Therapeutinnen und meiner Gynäkologin lege ich diesem Schreiben bei. Zudem wurden zwei unabhängige Gutachten im Januar und Februar 2012 erstellt, die ich Ihnen auch in Kopie zur Verfügung stelle. In allen Unterlagen wird die Diagnose 64.0 (Transsexualität) ersichtlich.

Aus meinem Lebenslauf und meiner Chronik können Sie entnehmen, dass ich schon in früher Kindheit feststellte, dass mit mir etwas nicht stimmt. Seit 2004 dann nach meinem Outing in der Familie auch erst einmal zaghafte Alltagsversuche unternahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zusammen mit meiner Frau eine Selbsthilfegruppe gegründet, die heute bei den Gesundheitsämtern in Düsseldorf und Leverkusen volle Unterstützung genießt. Diese Plattform (Gendertreff.de) mit ihrem Forum, Blog/Magazin, Linksammlung und vielem mehr soll anderen helfen und versteht sich als Informations- und Austauschplattform zum Thema Transgender.

Ich bin gefestigt in meinem Vorhaben, was die Befunde bestätigen. Mir geht es psychisch soweit gut, dass ich mich nicht mehr verstecken muss und als Frau leben kann.
Leider kann ich als Frau nicht vollständig am gesellschaftlichen Leben teilhaben (Sauna, Schwimmbad, Umkleidekabinen, u.ä.). Damit bleiben Freizeit- sowie sportliche Aktivitäten auf geschlechtsneutrale Aktionen beschränkt, was ich als Einschränkung meiner persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten ansehe und was mein psychisches Wohlbefinden beeinträchtigt.

Mein Körper hat sich durch die notwendige Hormontherapie verändert, so habe ich mittlerweile eine weibliche Brust. Mein männliches Geschlechtsteil passt jetzt nicht mehr zu meinem ansonsten weiblichen Erscheinungsbild. Dieses zweigeschlechtliche Erscheinungsbild ruft hervor, dass ich jedes Mal wieder peinlich berührt bin und mich schäme, wenn ich mich mit meinem nicht eindeutig fraulichen Erscheinungsbild zeigen muss (z.B. Arztbesuche). Ich empfinde mein männliches Geschlechtsteil daher als unpassend, störend und unästhetisch und somit als körperlich entstellend. Ich bin zwar rechtlich und psychisch als Frau angekommen, aber körperlich noch nicht ganz.

Um mein Leben als Frau vollumfänglich leben zu können und als Frau uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, bedarf es der Anpassung meines äußeren Erscheinungsbildes an das einer Frau durch die geschlechtsangleichende OP.

Ich habe mich entschlossen mich in der Uni Essen zu melden. Dort wird diese Operation bereits seit einigen Jahren mit guten Erfolgen durchgeführt.

Ich habe bereits einen Termin im November zu einem Vorgespräch an der Uni Essen ausgemacht. Für die weitere Terminvereinbarung (Voruntersuchungen etc.) wäre die Kostenübernahme durch Sie nötig. Ich würde diese Maßnahme gerne nächstes Jahr durchführen lassen. Der Zeitpunkt richtet sich nach der Wartezeit der Uni Essen auf einen solchen OP-Termin.

Ich bitte um die Kostenübernahme zur geschlechtsangleichenden Operation, da ich alle Voraussetzungen mitbringe (gesicherte Diagnose, s. Gutachten/Befunde etc.) und meine psychische Gesundheit unter dem körperlich nicht eindeutigem Erscheinungsbild leidet.

Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Mühe und hoffe auf einen positiven Bescheid.

Mit freundlichen Grüßen

Anlagen:

-) Beschluss Amtsgericht Düsseldorf
-) Gutachten
-) Gutachten
-) Befunde der Therapeutinnen
-) Befund Neurologe
-) Befund Gynäkologin
-) Befund Endokrinologe
-) Transsexueller Lebenslauf
-) Chronik meines transidenten Lebens
-) Flyer des Gendertreff – Plattform für Transgender, Angehörige und Interessierte.

Jetzt heißt es warten und in der Zwischenzeit einen Termin bei der Gynäkologin und beim Endokrinologen wahrnehmen. Ein Termin zu einem Vorgespräch in der Uni Essen konnte auch bereits telefonisch im November gefunden werden. Zusätzlich zu der Überweisung der Gynäkologin und der mittlerweile üblichen Unterlagen, wäre eine schriftliche Zusage der Krankenkasse zur Kostenübernahme, hilfreich.

Ende September habe ich einen Routinetermin bei meiner Gynäkologin wahrgenommen und auch über den November Termin in der Uni Essen gesprochen. Leider kann Sie nur mit der Kostenübernahme der Krankenkasse die nötige Überweisung ausstellen. Sie hat zwar heute mit meiner Krankenkasse gesprochen, aber die kann nach ca. 10 Tagen noch keine Aussage treffen.
So heißt es warten und hoffen, dass ein positiver Bescheid bis Mitte November eintrifft, sonst muss ich leider diesen ersten Termin bei der Uni Essen verschieben.

Die Krankenkasse hat sich nun im Oktober gemeldet. Nein, keine Zustimmung und auch keine Ablehnung, nur ein kurzer Zwischenbericht:
„…… Sie möchten, dass wir die Kosten für eine geschlechtsangleichende Maßnahme übernehmen. gerne prüfen wir Ihren Wunsch.
Ihre Unterlagen haben wir an unseren medizinischen Beratungsdienst (MDK) weitergeleitet. Über das Ergebnis werden wir Sie informieren. ……“

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 7-2012

Heul, vorbei ist der Urlaub und es war wunderschön. Meinen zweiten begleitenden Therapiebesuch und den dritten Bartentfernungstermin habe ich auch bereits wahrgenommen. Nun geht es langsam weiter voran zur geschlechtsangleichenden Operation (GaOP ). Leider wird da auch noch ein wenig Zeit vergehen bis die Anträge durch und Termine wahrgenommen sind. Aber Hauptsache es geht weiter.

Der ganze Papierkrieg, die Nachwehen nach der Personenstandsänderung (PÄ), ist nun auch soweit abgeschlossen und alle Versicherungen sind 1:1 umgeschrieben. Nur die Kreissparkasse hat leider noch immer ein Problem bei der Titulierung zweier verheirateter Frauen. So steht anstatt "Eheleute" "Frauen" in den Papieren, aber ein Mitarbeiter, dem das auch ganz und gar nicht gefällt, will mal versuchen ein wenig "Dampf" zu machen und eine Änderung herbei zu rufen. Wir sind doch bestimmt kein Einzelfall mehr, oder?
Auch bei den Kapitalfreistellungen ist noch nicht geklärt, ob wir bis 1.608,00 Euro für verheiratete oder 801,00 Euro für Alleinstehende eingestuft werden. Mein Rechtssinn sagt mir, dass wir vorher als Verheiratet galten und sich jetzt (auch laut Standesamt) nichts an dem Familienstand geändert hat, also die 1.608,00 Euro Bestand haben sollten.

Ein dummer Umstand hat mich heute am Montagabend zur Notaufnahme in ein Krankenhaus am Ort geführt. Bei der Besprechung mit dem Arzt kam natürlich die Frage ob ich Medikamente nehmen würde. Ich bejahte die Frage und sagte, dass ich u.a. 4mg Estradiol täglich nehmen würde. Er schaute mich an: "Warum nehmen Sie Hormone?". Ich schaute ihn ungläubig an und dachte so bei mir. Hat er nichts gemerkt? Na ja, ich erklärte ihm dies kurz, worauf er meinte: "Dann wollen Sie ja auch mit "Frau" angesprochen werden.". "Na klar!", antwortete ich, "So steht es doch in den Papieren!". Und lustigerer Weise, hatte er mich mit "Frau" ins Behandlungszimmer rein gerufen. Sachen gibt es…

4. Bartentfernungstermin und jetzt geht es den grauen Haaren an den Kragen, was bedeutet, dass die Intensität erhöht werden muss – Aua.

Meine Friseuse hat festgestellt, dass auf dem Kopf wo keine Haare mehr waren, scheinbar wieder neue Haare nachwachsen. Zwei unabhängige Personen hatten auch die Tage festgestellt, dass mein Haar immer dichter wird. Also ist da tatsächlich etwas Wahres dran und ich finde es gut. Gleichzeitig geht der Körperbewuchs leicht zurück, obwohl ich zum Glück nie viele Haare am Körper hatte.

Die Therapeutin wird nun 25 Stunden begleitende Therapie bei der Krankenkasse beantragen, heißt für mich, erst einmal warten wie es weiter geht.

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 5-2012

Eigentlich gibt es nun nicht mehr so viel zu berichten, außer dass ich nach meinem Urlaub das Thema GaOP in Angriff nehmen möchte. Dazu hatte ich meinen ersten Therapiebesuch bei meiner neuen Therapeutin, die nun alle 14 Tage Zeit für mich hat. Dann werde ich einen Brief mit der Bitte um Kostenübernahme an meine Krankenkasse schicken.

Heute musste ich wieder weinen, weil ich meinen zweiten Termin zur Bartentfernung wahrgenommen hatte. Diese Blitzlampe (ELOS) frisst sich aber auch erbarmungslos in die Haut, um eben die lästigen Barthaare zu erwischen und mit den Wurzeln zu veröden.

Auch die letzten Versicherungspolicen werden jetzt in den nächsten Tagen eintrudeln. Wie ich am Telefon erfahren konnte, gab es Probleme bei der Änderung des Geschlechts. Die Programme schmeißen gleich neue Tarife aus, wenn das Kreuz nicht mehr bei „Männlich“ sondern bei „Weiblich“ steht. Aber auch die Sachbearbeiterin bestätigte mir, dass ja die Person die gleiche bleibt und somit der Vertrag 1:1 übernommen wird. Also musste das Programm bei der Versicherung ausgetrickst werden. Schade, dass sich das Programm nicht bei der Sparkasse austricksen lässt, denn da steht ja nun „Frauen“ und nicht mehr „Eheleute“ (siehe hier ).

Zähneknirschend habe ich den Betrag an die Gerichtskasse für die Gerichtskosten/Gutachter überwiesen. Okay, ich wusste ja was auf mich zukommt, aber hoffentlich wird das Transsexuellen-Gesetz (TSG) dahin gehend geändert, dass nur noch ein Gutachter und ein zweites Schreiben von der behandelnden Gutachterin reicht. Nun, wir vom Gendertreff arbeiten mit an einem neuen Entwurf und hoffen, dass wir auch gehört werden.

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 4-2012

Jetzt nur niemand vergessen. Kranken- und Rentenkasse, Finanzamt, Versicherungen, Telefonanbieter usw. usw. müssen angeschrieben werden und über die Personenstandsänderung informiert werden. Schließlich müssen deren Akten und Unterlagen modifiziert werden.

Weiterlesen

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 3-2012

Noch immer kein Termin vom Amtsgericht. 🙁

„Das auf der EC-Karte sind Sie aber doch nicht, oder?“, bemerkte der Kassierer. „Doch, das ist noch mein männlicher Vorname, aber bald bekomme ich eine neue EC-Karte mit meinem weiblichen Vornamen.“, erwiderte ich. Die tiefe Stimme schien ihn zu überzeugen und kassierte. Die Frage des Kassierers sprach ja auch für mein Auftreten, aber das war das erste Mal, dass jemand überhaupt nachfragte.

4 Wochen sind die Gutachten nun beim Amtsgericht aber auch nach einem Telefonat und einer eMail kommt keine Bewegung in die Sache.
„Dieser Weg wird kein leichter sein …“, fällt mir da spontan ein.

Und doch noch im März, also innerhalb 6 Monate nach Antrag, liegt ein auffälliger Brief in meinem Briefkasten. Es handelt sich um eine förmliche Zustellung des Amtsgerichts Düsseldorf auf das ich schon brennend und ungeduldig warte:

In der Personenstandssache betreffend ….

…. wegen Vornamensänderung und Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit nach dem TSG hat das Amtsgericht Düsseldorf beschlossen:

Die Vornamen der Antragstellerin werden geändert in den Vornamen Xenia.
Es wird festgestellt, dass die Antragstellerin dem weiblichen Geschlecht als zugehörig anzusehen ist. Der Antrag ist zulässig und begründet.

 

 

 

…. Gegen diesen Bescheid kann innerhalb einer Frist von zwei Wochen Beschwerde eingelegt werden ….

Auf zu den Ämtern und Ausweise ändern lassen. Die Passfotos warten schon auf deren Einsatz. 🙂

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 2-2012

Immer mehr gewöhnen sich an die neue Situation, was man unter anderem daran erkennt, dass sich mein soziales Umfeld ändert und ich immer mehr als Frau wahrgenommen werde.

Am Montag, 6.2. fahre ich nach Essen um den Termin um 11:00 Uhr bei dem zweiten Gutachter wahr zu nehmen. Der nach ca. 2h Frage und Antwort auch vorüber ist. Er konnte mir auf meine Frage nach seiner Einschätzung, ein klares 64.0 nach dem Diagnoseschlüssel entgegen schmettern und wünschte mir für die Zukunft alles Gute. Spätestens Ende Februar sollte sein Gutachten dem Amtsgericht vorliegen, so dass ich tatsächlich im März mit dem endgültigen Richterspruch rechnen kann.

Weiterlesen

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 1-2012

Endlich geht es weiter und der erste Gutachter hat einen freien Termin am 19. Januar 2012 für mich. Leider meldet sich der Zweite nicht und ist telefonisch auch nicht erreichbar. Ein Brief kam zurück, weil er unter der bekannten Adresse nicht erreichbar war. Jetzt werde ich wohl das Gericht bemühen müssen. So verzögert sich der ganze Werdegang und das „Doppelleben“ geht noch einige Zeit.

Aber im Studio in Düsseldorf war ich heute und mir wurde erklärt, was mit meinen Barthaaren bei einer Epilation passiert. Wir besprachen die weiteren Schritte und jetzt bin ich mal gespannt, ob die Krankenkasse auch ohne Gutachten die Kosten dafür übernehmen wird. Aua, das tut ganz schön weh und treibt einem die Tränen in die Augen, aber was tut man nicht alles um ein bartfreies Gesicht zu bekommen. Das war nur die Demonstration, die einige Minuten dauerte. Die eigentlichen Sitzungen dauern dann ca. 2 Stunden.

So ist der 19. Januar auch vorüber gezogen und ich habe meinen ersten Gutachtertermin wahrgenommen. Die Fragen sind schon heftig und gehen u.a. sehr tief ins Intimleben, aber das war klar, denn der Gutachter will ja wissen ob man quasi auf der „Spur“ ist oder neben sich steht. Nach ca. 90min. Fragen und Antworten und einer neurologischen Untersuchung sprach er mich, zu meiner Freude, mit Frau an und meinte ob ich noch Fragen hätte. Ich wollte nur noch wissen, wann das Gutachten ans Amtsgericht geschickt wird. Es soll wohl so ca. in 3-4 Wochen dem Gericht vorliegen.

Ich fand ihn sehr sympathisch und humorvoll und wir hatten in den 90 Arbeitsminuten auch Gelegenheit, über andere Dinge reden zu können. Mündlich bestätigte er mir meine Transsexualität.
Mit einem sehr guten Gefühl fuhr ich mit Straßen- und S-Bahn wieder nach Hause.

Auch der zweite Gutachter hat sich nun gemeldet und wir versuchen, per eMail einen Untersuchungstermin zu finden.

<< Zurück >> Weiter

<< Inhaltsverzeichnis

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 12-2011

In der Firma stellt sich immer mehr Routine ein (ein hoch auf das Jahresendgeschäft) und immer wieder gibt es kleine Gespräche mit Kollegen/Kolleginnen über die Transsexualität . Immer wieder wurde unsere Plattform wegen des professionellen Auftritts und Informationsgehaltes gelobt und einige Flyer konnte ich verteilen. Vier Wochen nach meinem "ersten" Arbeitstag, kam ich im Rock zur Arbeit. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl und viele meinten, ich könne das gut tragen.

Weiterlesen