Xenia`s Interview im Unternehmen

Die Abteilung Diversität und Inklusion eines großen japanischen Kamera- und Mikroskop- Herstellers bat mich letztens ein Interview zu geben. Dieses Interview wurde in Englisch und in Deutsch im Intranet veröffentlicht. Zudem bekam ich die Erlaubnis mein Interview auch im Blog des Gendertreff e.V. zu veröffentlichen. Was ich hiermit gerne tue:

 

Ena (E): Hi Xenia. In the last volume our colleague from England asked if you could share your story with us concerning LGBTQIA+*, specifically your experience and understanding with regards to transgender? (*Widely recognized as Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersex, Asexual with the plus sign covering anyone else not included)

Xenia (X): Many people aren’t aware that the spectrum of transgender is quite large and extensive, and diversity in transgender is not well understood. For instance, the distinction between transvestite and transgender identity, or between transgender identity and sexual orientation should be made. Being transgender isn’t the same thing as being lesbian, gay or bisexual. Gender identity is about who we are inside, while sexual orientation is about whom we are attracted to.

E: Indeed. People often get confused and misunderstand, which may be making transgender (hereafter Trans*) people’s life even more challenging.

X: Certainly. Basically Trans* is a term for people like me whose gender identity is different from the sex assigned at birth. Unfortunately, no one can choose how they come into the world. I was born with a male body, but I wasn’t even sure what I was struggling with until the 90s when the internet made all of this information accessible. And it took many years for me to come to terms with myself before I could tell other people.

E: You told me it took you about a decade before you could talk about it to your family. Can you share more about your story with us?

X: Yes. I had been married to my wife for almost 20 years and we had a teenage son at the time. My identity had been hidden from family, friends and co-workers. We were living a “normal” family life and I was terrified that they would leave me if I came out. But one day I gathered all my courage and wrote my wife a letter. After she read the letter, we cried and talked all night and of course beyond that. I am really glad that my family stayed with me and stood by me.

E: How did you feel at that time?

X: It was like opening the valve on a pressure cooker – I could release all these things I’d had to suppress for so many years!

E: I can only imagine and coming out is one of the biggest challenges facing Trans* people. Many still face stigma and discrimination in societies.

X: Sadly, the suicide rate is relatively high among Trans*. Many things in society – such as social norms, laws, medical systems – do not always make things easy for Trans*.

E: We still have a long road ahead to foster an environment that is truly inclusive for Trans* people. What about in the workplace?

X: It took a few more years before I was able to come out to the company. We prepared everything together with my family and in 2011 I spoke to HR and the works council (organisations which provide representation for employees in the workplace). The cooperation with HR was great and so the next steps were taken together. From November, Xenia came to work. Of course, I was very nervous and uncertain about the reaction I would get from my colleagues. When I got to the office, I was pleasantly surprised and overwhelmed by the many nice emails and conversations in the hallways and offices. A heart shaped cake on my desk with the message „Welcome Xenia“ made me lose control and burst into tears.

E: I am glad to hear that you felt safe enough for you to bring authentic yourself to the German office. Together with your wife, you have founded a non-profit organization Gendertreff e.V. Can you tell us more about it?

X: It is a self-help organization that provides information and an exchange platform on the subject of Trans* people. It is not only for Trans* people themselves, but also for their families and relatives, which I deem very important. Our aim is to help them to find their own individual paths at their own pace and which feel right for them. Not all Trans* want to jump onto hormone prescriptions or sex reassignment surgery.

E: Xenia, thank you so much for being so open and sharing your story with us. Would you like to pass a baton onto the next person with a question?

X: Sure. I would like to ask my colleague – what motivated you to be involved as Equal Opportunities Officer at our company?

E: Let us have a chat with our colleague from IT-department in the next volume.

 

Comment from an email:
I had wanted to be able to make a donation to Gendertreff e.V. before reaching out to you with a personal message. Like so many at our company I was incredibly moved by your personal story in the recent company communication. I wanted to find some way thank you for your courage, honesty and also charitable good work. Your focus on helping others is incredibly admirable and deserves to be supported. I wish you every success and a profound happiness that each of us should have the opportunity to enjoy in this precious life that we have. 

>> My story
>> Flyer „Transgender identity at the workplace“
>> Glossary

 

Ena (E): Hallo Xenia, in der letzten Ausgabe bat unsere Kollegin aus England darum, uns Ihre Geschichte zum Thema LGBTQIA+* zu erzählen, insbesondere Ihre Erfahrung und Ihr Verständnis von Transgender. (* Steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Queer, Intersexuelle, Asexuelle, wobei das Pluszeichen für alle weiteren steht.)

Xenia (X): Viele Menschen wissen nicht, wie groß und umfangreich das Spektrum von Transgender ist und verstehen nicht wirklich, wie vielfältig Transgender sein kann. Beispielsweise sollte man zwischen Transvestiten- und Transgender-Identität oder zwischen Transgender-Identität und sexueller Orientierung unterscheiden. Transgender ist nicht dasselbe wie lesbisch, schwul oder bisexuell zu sein. Bei der Geschlechtsidentität geht es darum, wer man innerlich ist. Bei der sexuellen Orientierung geht es darum, zu wem man sich hingezogen fühlt.

E: Genau. Das führt oft zu Verwirrungen und Missverständnissen, was Transgender-Menschen (im Folgenden Trans* genannt) das Leben noch schwerer machen kann.

X: Das stimmt. Grundsätzlich ist Trans* ein Begriff für Menschen wie mich, deren Geschlechtsidentität sich von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet. Leider können wir uns nicht aussuchen, wie wir auf die Welt kommen. Ich wurde mit einem männlichen Körper geboren, aber ich war mir nicht einmal sicher, womit ich zu kämpfen hatte. Erst in den 90er Jahren wurden all diese Informationen durch das Internet zugänglich. Und es hat viele Jahre gedauert, bis ich mich mit mir selbst abgefunden hatte, bevor ich anderen Menschen davon erzählen konnte.

E: Sie haben mir erzählt, dass es ungefähr ein Jahrzehnt dauerte, bis Sie mit Ihrer Familie darüber sprechen konnten. Können Sie uns ein wenig mehr über Ihre Geschichte erzählen?

X: Ja. Ich war fast 20 Jahre mit meiner Frau verheiratet und wir hatten damals einen Sohn im Teenageralter. Meine Identität hielt ich vor meiner Familie, meinen Freunden und Kollegen geheim. Wir führten ein „normales“ Familienleben und ich hatte schreckliche Angst, dass sie mich verlassen würden, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Aber eines Tages nahm ich all meinen Mut zusammen und schrieb einen Brief an meine Frau. Nachdem sie den Brief gelesen hatte, weinten und redeten wir die ganze Nacht und natürlich noch darüber hinaus. Ich bin wirklich froh, dass meine Familie bei mir geblieben ist und zu mir gehalten hat.

E: Wie fühlten Sie sich damals?

X: Es war, als würde ich das Ventil eines Schnellkochtopfs öffnen – ich konnte all die Dinge herauslassen, die ich so viele Jahre lang unterdrücken musste!

E: Ich kann mir das gut vorstellen. Sich zu outen ist eine der größten Herausforderungen für Trans*-Menschen. Viele leiden immer noch unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung.

X: Leider ist die Selbstmordrate unter Trans*-Menschen relativ hoch. Viele Dinge in der Gesellschaft – wie gesellschaftliche Normen, Gesetze, medizinische Systeme – machen es Trans*-Menschen nicht immer leicht.

E: Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um ein Umfeld zu schaffen, das Trans*-Menschen wirklich einschließt. Wie erging es Ihnen am Arbeitsplatz?

X: Es dauerte noch ein paar Jahre, bis ich mich in der Firma outen konnte. Ich habe alles gemeinsam mit meiner Familie vorbereitet und 2011 mit der Personalabteilung und dem Betriebsrat gesprochen. Die Zusammenarbeit mit der Personalabteilung war toll. Die nächsten Schritte haben wir dann zusammen unternommen. Ab November kam Xenia zur Arbeit. Natürlich war ich sehr nervös und unsicher, wie meine Kollegen reagieren würden. Als ich ins Büro kam, war ich angenehm überrascht und überwältigt von den vielen netten E-Mails und Gesprächen in den Fluren und Büros. Beim Anblick eines Kuchens in Herzform mit der Nachricht „Willkommen Xenia“ auf meinem Schreibtisch verlor ich die Fassung und brach in Tränen aus.

E: Ich freue mich zu hören, dass Sie sich sicher genug gefühlt haben, um sich authentisch in die Niederlassung einzubringen. Zusammen mit Ihrer Frau haben Sie den gemeinnützigen Verein Gendertreff e.V. gegründet. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

X: Das ist eine Selbsthilfeorganisation, die Informationen und eine Austauschplattform zum Thema Trans*-Menschen bietet. Sie richtet sich nicht nur an Trans*-Menschen selbst, sondern auch an ihre Familien und Verwandten, was ich für sehr wichtig halte. Unser Ziel ist, diese Menschen dabei zu unterstützen, in ihrem eigenen Tempo ihren individuellen Weg zu finden, der sich für sie richtig anfühlt. Nicht alle Trans*-Menschen wollen sich auf Hormonpräparate oder eine geschlechtsangleichende Operation einlassen.

E: Xenia, vielen Dank, dass Sie uns Ihre Geschichte so offen erzählt haben. Möchten Sie mit einer Frage den Stab an die nächste Person übergeben?

X: Sicher. Ich möchte diese Frage an meinen Kollegen richten: Was hat dich motiviert, sich als Beauftragter für Chancengleichheit bei uns zu engagieren?

E: In der nächsten Ausgabe sprechen wir mit dem Kollegen aus der IT-Abteilung.

 

Kommentar aus einer eMail:
Ich wollte dem Gendertreff e.V. eine Spende zukommen lassen, bevor ich mich mit einer persönlichen Nachricht an Sie wende. Wie so viele in unserem Unternehmen war ich unglaublich bewegt von Ihrer persönlichen Geschichte in der jüngsten Unternehmenskommunikation. Ich wollte einen Weg finden, mich bei Ihnen für Ihren Mut, Ihre Ehrlichkeit und auch karitative gute Arbeit zu bedanken. Ihr Fokus darauf, anderen zu helfen, ist unglaublich bewundernswert und verdient es, unterstützt zu werden. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ein tiefes Glück, das jeder von uns in diesem kostbaren Leben, das wir haben, genießen sollte.

>> In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich – Dokumentation
>> Flyer „Transidentität am Arbeitsplatz“
>> Glossar

 

INHALTSVERZEICHNIS

Lindas AHA-Erlebnis

Autorin: Linda

Hallo ihr Lieben,

ich möchte euch gerne auf dem Laufenden halten wie es mit mir weiter geht.
Da ich mich bis jetzt immer bei der Vorstellung ausgetauscht habe, denke ich es ist sinnvoll hier weiter zu machen.

Was ist die letzten 10 Tage passiert.

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Erfolg im Betrieb

Autorin: Marina

Hallo meine lieben Freunde.

Seit meinem letzten Bericht vom Januar ist viele Monate lange nicht viel Neues passiert. Neu im Sinne von für mich nicht wirklich bedeutend. Obwohl eine Sache schon bedeutend war, nämlich dass ich seit 01. Februar wieder vom Innendienst zurück zum Außendienst gewechselt habe.

Dafür gab es mehrere Gründe:

  1. Mir fehlte der direkte Kontakt zu Kunden und Kollegen. Mein in meinem Innendienst-Job lief 99,9% alles nur per Email
  2. Die Fragen, die ich gestellt bekam wiederholten sich Inhaltlich ständig. Irgendwann hatte ich für fast alles vorgefertigte Standardantworten parat. Anders gesagt, es war langweilig
  3. Die ganze technische Beratung und Fehlersuche lief nur auf theoretischer Ebene ab. Ich hatte fast gar keine Möglichkeit mal selbst etwas auszuprobieren
  4. Mir fehlte das unmittelbare Arbeiten an den Geräten
  5. Die Abteilung wurde (mal wieder…) umstrukturiert und infolgedessen ist mein Job als solcher weggefallen.

Sicherlich hätte man wieder eine Aufgabe für mich gefunden, aber mir war es sehr recht wieder rausfahren zu können. Es hatte sich ja gezeigt, dass (bis auf ganz wenige Ausnahmen) kein Kunde ein Problem mit Marina hat.

So fahre ich nun wieder in Deutschland herum und mache das, was ich am besten kann: Mit Schraubendreher und Zange in der Hand bockige Geräte zusammenflicken.

Eine Sache jedoch hat mich sehr gestört. Auf meinen Visitenkarten steht mein männlicher Name, genauso wie auch noch meine Firmen-Email. Das hat in den letzten Monaten dann schon zu Irritationen bei dem einen oder anderen Kunden geführt und bedeutete, dass ich viel erklären musste. Bei meinem Gespräch mit dem Personalmanager Deutschland Anfang 2013 hatte er mir ja gesagt, dass Ihm sehr strenge Vorgaben von der Personalmanagerin Europa gemacht wurden und dass er sich daran halten muss. Dies beinhaltete kurz gesagt, dass man meine Veränderungen quasi ignoriert und übersieht, dass für die Firma alles im Prinzip so bleibt, wie bisher. Man könnte auch sagen, sie machen es sich einfach…

1 Jahr im Innendienst mit gelegentlichen Kundenbesuchen und ½ Jahr im Außendienst haben mein Selbstvertrauen sehr deutlich vergrößert. Und vor ca. 2 Wochen war ich an dem Punkt, an dem ich mir gesagt habe, dass ich mir diese Behandlung nicht mehr bieten lasse. Ich überlegte mir, dass der Personalmanager Deutschland nichts machen kann, weil er seine Vorgaben von „oben“ bekommen hat. Nun, dann muss ich mich wohl ganz oben beschweren….

Ich arbeite bei einem amerikanischen Konzern, in dem eine strenge Ethik-Richtlinie gilt. Beschwerden können unter anderem persönlich oder anonym direkt bei der Ethik-Abteilung in der Konzernleitung (also ganz, ganz oben …) gestellt werden. Und genau das habe ich getan. Ich habe das entsprechende Web-Formular ausgefüllt und mein Problem (auf Englisch) dargestellt. Außer einer automatisierten Eingangsbestätigung passierte erst einmal nichts in den nächsten 2 Wochen.

Vor 2 Tagen dann bekam ich eine Email vom Vize-Präsidenten der globalen Personalverwaltung, dass er mich wegen meiner Beschwerde persönlich sprechen möchte. Wir haben darauf hin einen Termin für ein Telefongespräch vereinbart. Wie ich dabei erfahren habe, ist er gerade in unserer deutschen Niederlassung in Düsseldorf und hatte ein Gespräch sowohl mit der Personalmanagerin Europa als auch mit dem Personalmanager Deutschland gehabt. Er wollte sich die Sache aber noch einmal von mir anhören.

Nachdem wir über meine Beschwerde gesprochen hatten, sagte er mir, dass er mir folgende Lösung anbietet, und dass diese so schon mit der Personalabteilung abgesprochen ist:

  • Meine Email-Adresse wird geändert. Emails die noch auf die alte Adresse laufen werden intern umgeleitet
  • Ich habe die volle Unterstützung was meinen Auftritt bei Kunden angeht. Ich bekomme neue Visitenkarten mit neuen Namen und neuer Email-Adresse
  • Eine Toilette neben der Kantine ist eine Einzeltoilette. Diese war bisher nur als Damentoilette markiert. Diese Toilette wird zur Unisex-Toilette erklärt und entsprechend markiert, so das ich diese benutzen kann, wenn ich mal in der Firma bin
  • Was die Gehaltsabrechnungen, Sozialversicherung etc. angeht muss ich jedoch weiterhin als Herr H. geführt werden. Das ist aus rechtlichen Gründen nicht anders möglich

Mit dieser Regelung bin ich sehr einverstanden. Warum nicht gleich so?

Gestern dann habe ich noch einen Anruf vom Personalmanager Deutschland erhalten. Er erkundigte sich, warum ich nicht zuerst zu ihm gekommen bin. Man könne doch schließlich über alles reden. Ich erklärte ihm, dass ich den Eindruck hatte, dass er nichts machen kann aufgrund der Anweisungen von oben. Deshalb habe ich von ganz oben drauf gehauen. Er meinte, das wäre doch alles nicht nötig gewesen und wir hätten das auch so regeln können. Naja … vielleicht … immerhin weiß ich jetzt, dass man die Ethik-Richtlinie und Beschwerden doch sehr ernst nimmt und dass die intern dafür vorgesehenen Abläufe doch funktionieren.

LG
Marina

TRANS* AM ARBEITSPLATZ

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Utes Erfahrung in der Firma

Der Gendertreff bedankt sich bei Ute aus Mönchengladbach für ihren detaillierten Bericht ihres Outings in der Firma.

Im März 2010 habe ich mich den mit mir zusammenarbeitenden Kollegin und dem Kollegen anvertraut. Die Kleidung und die Haare gingen bei mir zwar leicht aber immer mehr ins feminine über. Auch mein Wesen hatte sich leicht verändert. Diese Änderungen waren den beiden mit mir in einem Büro sitzenden Leuten nicht verborgen geblieben. Mein Kollege dachte schon, ich wäre jetzt schwul. Zu meiner mir schon seit über 30 Jahren bekannten Kollegin hatte ich immer schon einen besseren Kontakt. Sie äußerte den richtigen Verdacht mit der Transsexualität. Zu dieser Zeit fand auch ein Gespräch mit meinem Vorgesetzen und den beiden Anderen hinsichtlich der Arbeitsbelastung statt. Bei dieser Gelegenheit habe ich den Vorgesetzten auch eingeweiht. Alle 3 hatten viel Verständnis für mich.

Bis September 2010 habe ich nur in meiner Freizeit als Frau gelebt. Dies sollte sich nun ändern. Bei meinen ca. 30 Kolleginnen und Kollegen hatte ich im Laufe des Monats September mein Coming-Out. Büroweise, also meist 2 Personen, habe ich in jeweils halbstündigen Gesprächen je Büro den Leuten die entsprechende Aufklärung gegeben. Diese persönlichen Gespräche hatten den Vorteil, dass die Kolleginnen und Kollegen auch mir gegenüber Fragen stellen konnten. So blieben bei ihnen keine Fragen mehr offen. Den meisten war auch bekannt, dass ich in den letzten 10 Jahren an immer stärker werdenden Depressionen gelitten habe. Ende 2009 waren die Depressionen so stark, dass ich 4 Monate lang nicht arbeiten konnte. Da sie jetzt den Grund hierfür kannten, war auch ein entsprechendes Verständnis vorhanden. Bis zum heutigen Tag hatte ich mit niemandem aus diesem Bereich ein Problem hinsichtlich meiner Transidentität.

Meiner Meinung nach ist es beim Outing sehr wichtig, ein persönliches Gespräch mit den Leuten zu führen. So bleiben keine Fragen offen, die dann später zu Missverständnissen und auch zu Mobbing führen. Ohne Zweifel habe ich Glück bei meinem Coming-Out im Büro gehabt. Aber es kommt auch viel darauf an, wie man es seinen Kolleginnen und Kollegen vermittelt.

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Sandra Melinas erster Arbeitstag

So hat Sandra Melina ihren ersten Arbeitstag erlebt.

Nun es ist schon schwierig für mich, jetzt jeden Morgen sooo früh aufzustehen, da bin ich ehrlich. Das merke ich heute wieder. Zum Glück ist es eine kurze Woche für mich. Nächste Woche, wird es etwas schwieriger.

Zum Glück helfen mir meine neuen Pillen beim Einschlafen. Es ist schon hart für mich, der es so nicht mehr gewöhnt ist seit langem. Da bin ich ehrlich. Daran muss ich mich erst mal gewöhnen. Na ja.

Jetzt wieder eine richtige Struktur für den Tag zu bekommen ist anstrengend. Das merke ich heute beim zweiten Aufstehen. Soll jetzt kein Gejammer sein. Ich bin froh darüber, jetzt mal wieder langsam ein geregeltes Leben zu bekommen. Und das ist es ja, was ich wollte.

Der erste Tag ist rum, und ich bin recht zufrieden damit. Ist nicht so schlimm ausgefallen, wie ich es mir gedacht habe. War alles recht locker gelaufen. Ein kleinen Schock habe ich zwar bekommen, aber der war recht positiv.

Ich bin sehr pünktlich dort angekommen um 8:15 Uhr. Sollte um 8:30 Uhr anfangen. Habe mich dann bei der Anmeldung angemeldet und nach einer Frau. S. gefragt, wo ich mich melden sollte. Die Frau am Empfang hat mich dann zu Fr. S. gebracht.

Dann gab es erst mal ein herzliches Willkommen, dass ich da bin. Wir haben dann so noch etwas drüber gesprochen, wie und was ich so machen soll. Dann ist Fr. S. mit mir durch das ganze Haus gegangen und hat mich überall vorgestellt. Und das wirkliche schöne für mich war dann, dass ich wie folgt vorgestellt wurde: "Das ist Frau R., die ab heute hier arbeitet als Hausmeisterin." Immer wieder die Vorstellung als Frau R. Das war sehr ungewohnt, aber doch sehr schön.

Ich habe mir dann immer wieder die Blicke von den Personen angesehen. Und ich habe festgestellt, dass es recht normal war. Also wirklich keine abwertenden oder komischen Blicke. Ich bin ganz normal aufgenommen worden. Worüber ich mich aber doch sehr gewundert habe und es mich etwas geschockt hat, war, dass einige mir einen herzlichen Willkommensgruß gegeben haben. Da war ich doch schon sehr geplättet, muss ich sagen. Damit habe ich nun gar nicht gerechnet. Sie meinten „ Herzlich Willkommen in unserem Haus und auf eine gute Zusammenarbeit“. Da war ich doch ganz schön geplättet. Und das nahm mir dann doch etwas die Angst und Aufregung, die ich verspürt hatte. Also so wurde ich noch nie empfangen.

Nach einer Weile kam dann der Herr, mit dem ich zusammen arbeite und der sozusagen mein Vorgesetzter ist. Und es ging dann auch gleich los. Wir sind zusammen losgefahren um ein Auto abzuholen und eines wegzubringen. Auf der Fahrt haben wir uns dann etwas unterhalten. Und ich war erstaunt über das, was er sagte. Er meinte, dass es doch normal wäre. Gesetzlich ist die Gleichberechtigung der Geschlechter.  Er fand das sehr gut von mir und bewunderte meinen Mut.

Als wir dann ankamen, fuhr ich dann mit dem einen Auto und er mit dem anderen. Was wir dann weg gebracht haben. Danach sind wir dann noch zu einem Baumarkt gefahren um Sachen zu holen. Er ging ganz normal mit mir um. Als wir dann wider zusammen fuhren, haben wir uns noch so über den Ablauf unterhalten. Wie und was so gemacht wird.

Und so um 12 Uhr konnte ich dann wieder nach Hause. Also es war ein recht lockerer Tag.

Nun, man kann am ersten Tag nicht viel sagen. Ich zumindest mache das nicht mehr, da ich aus Erfahrung weiß, die ersten Tage sind immer schön und gut. Ich warte erst mal ab, was noch so alles kommt. Ja zu Anfang gibt man sich immer von seiner besten Seite. Mal sehen, wie es wird. Es war sehr ungewohnt, nur als Frau gesehen zu werden. Wie ich schon mal erwähnte, ist das noch mal eine ganz andere Hausnummer, sich auf Arbeit als Frau zu bewegen, als privat. Und das habe ich gestern im Innerlichen auch gemerkt und gespürt. Muss aber sagen, dass ich mich schon recht wohlgefühlt habe. Ich nehme diese positiven Ereignisse auf und bewahre sie mir. Das steigert dann mein Selbstbewusstsein enorm. Und falls mal was Negatives kommen sollte, werde ich damit wohl recht gut umgehen können.

So das war mein erster Arbeitstag. Bin recht zufrieden damit. Bin nett und herzlich aufgenommen worden. Ich denke mal so für mich, besser konnte es nicht gehen. Ich bin froh, dass es so gelaufen ist.

LG
Sandra Melina

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