Larissa`s Geschichte

Larissa aus dem Gendertreff Forum erzählt uns ihre Geschichte:

Im Gendertreff gelandet und will hier auch ein wenig mehr von mir erzählen.

Nun, wie fange ich an?
Ich bin transsexuell, noch vor der geschlechtsangleichenden Operation, kurz GaOP. Meine Vornamensänderung fand vor mehr als dreieinhalb Jahren statt, danach folgte der Kampf mit der Krankenkasse wegen der Kostenübernahme für die GaOP. Dieser Streit ging bis vors Sozialgericht. Letztlich lenkte die Krankenkasse aber, nach einem von ihr selbst geforderten Gutachten beim MdK, ganz schnell ein und erklärte sich bereit, im Zuge eines Vergleichs die Kosten für die GaOP sowie den größten Teil der Kosten für die Barthaarepilation (Nadelepilation bei einer nicht krankenkassenzugelassenen Kosmetikerin) zu übernehmen, bevor es zur endgültigen Verhandlung vor dem Sozialgericht kam.

Mein Lebensweg dürfte sich von dem vieler anderer Transsexueller nicht allzu sehr unterscheiden. Ich bin nicht mehr die Jüngste, tatsächlich gehöre ich mittlerweile dem "Rentnerclub" an.

Schon als Kind war ich davon überzeugt, eigentlich ein Mädchen zu sein. Meine Eltern hatten das damals einfach so akzeptiert, mir aber nahegelegt, um mir viel Leid und Ärger mit anderen zu ersparen, das als unser Geheimnis zu betrachten. So lernte ich mich in der Öffentlichkeit zu verstellen, was mir sehr schwer fiel, sodass ich mich oft zu Hause in Tränen aufgelöst wiederfand. Irgendwie konnte ich nicht begreifen, warum ich den Jungen spielen musste und nicht einfach ein Mädchen sein konnte. Zum Glück fand ich immer bei meinen Eltern Trost. Fast mein gesamter Freundeskreis während der Schul- und Jugendzeit bestand aus Mädchen. Bei ihnen fühlte ich mich wohl, ihre Denkweise war mir vertraut, während mir die Denkweise der Jungen und später der jungen Männer immer ein wenig fremd war. In manchen Dingen empfand ich sie sogar als abstoßend. (Sorry, wenn ich damit jemandem auf dem Schlips getreten haben sollte, aber ich muss wohl dazu sagen, dass ich empathisch veranlagt bin und dadurch die Gefühle anderer wahrnehme, als wenn ich ein offenes Buch sehe. Damals hatte ich noch nicht gelernt, wie ich das so weit wie möglich abblocken kann.)

Später lernte ich gezwungenermaßen, mich in der Männerwelt zurechtzufinden und auch eine Männerrolle zu spielen, denn so etwas wie mich dürfte es ja gar nicht geben, das sei doch völlig unnormal und widerwärtig. So begrub ich die Frau in mir im hintersten Winkel und tat das, was Männer eben so tun. Ich heiratete, wir bekamen Kinder, und ich dachte schon, die Frau in mir sei endgültig verschwunden, so lange, bis sie plötzlich von Zeit zu Zeit wieder aus ihrem Gefängnis hervorbrach. Es gab Phasen, da zog ich mir Frauenkleider an, wenn es keiner sah, kaufte mir heimlich Frauenkleider und -wäsche, nur um später alles wieder in die Mülltonne zu stopfen.

Nach der Trennung von meiner letzten Frau kam dann alles endgültig an die Oberfläche. Ich war allein, die Kinder waren aus dem Haus, ich brauchte also auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen. Ich ließ die Frau in mir aus ihrem Versteck und so langsam begann sie die Oberhand zu gewinnen. Meine Kleidung, obwohl noch männlich, änderte sich langsam aber sicher zum Weiblichen hin, aber so, dass ich mich darin in der Öffentlichkeit zeigen konnte ohne großes Aufsehen zu erregen. Meine Haare trug ich lang, in Zöpfen – weshalb ich von den Leuten oft nur als "Der Indianer" bezeichnet wurde.

Irgendwann war mir das dann aber auch nicht mehr genug, die Frau forderte ihr Recht, auch in der Öffentlichkeit Frau sein zu können. Ich begann (jedenfalls dort, wo mich keiner kannte) in Kleidern und Röcken herumzulaufen und fühlte mich dabei eigentlich zum ersten Male richtig frei und ganz ich selbst und so langsam war es mir auch völlig egal, was andere über mich denken mochten. Jedoch wurde das Verlangen, auch ganz offiziell als Frau anerkannt zu werden und einen weiblichen Namen tragen zu können, immer drängender. Es war mir aber nicht ganz klar, wie ich das erreichen konnte. Ich wusste nur, dass das irgendwie möglich wäre. Andere Transsexuelle, die ich hätte um Rat fragen können, wird man hier auf den Dörfern wohl kaum finden, und was ich anfangs an Seiten im Internet fand, war auch nicht so berauschend. Die meisten machten auf mich eher den Eindruck von Sex-Seiten und das war mir alles sehr suspekt.

Ich überwand dann die letzte Hemmschwelle und schrieb an das Standesamt hier in unserer Verbandsgemeinde eine Brief mit der Frage, wie und wo ich meinen Vornamen ändern lassen könnte mit einer kurzen Erklärung der Gründe. Zwei Tage später schon erhielt ich eine freundliche Antwort vom Standesamt, dass sie meinen Brief an das zuständige Amtsgericht in Frankenthal weitergeleitet hätten und dass sie mir viel Erfolg bei meinem Vorhaben wünschten. Auf so viel Freundlichkeit und Verständnis war ich nun wirklich nicht gefasst gewesen. Innerhalb kurzer Zeit erhielt ich dann Post vom Amtsgericht, der Antrag auf Namensänderung sei eingegangen. Das ganze Verfahren mit Gutachtern etc. dauerte 8 Monate, dann hatte ich den Gerichtsbeschluss, dass die Namensänderung vollzogen sei.

Neue Papiere, Änderungen bei Krankenkasse und der Sozialversicherung etc. gingen dann innerhalb weniger Tage über die Bühne. Süß war noch hier auf der Verbandsgemeindeverwaltung, als sie mir meinen vorübergehenden Personalausweis ausstellten, als die zuständige Sachbearbeiterin mir sagte, dass sie ja eigentlich offizielle Schreiben an mich noch mit Herr Larissa E… adressieren müssten, aber es wäre mir doch sicher Recht, wenn sie stattdessen Frau Larissa E… schreiben würden.

Das alles hat einige Veränderungen mit sich gebracht. So habe ich zum Beispiel den größten Teil meines früheren Bekanntenkreises verloren. Viele wollten oder konnten das nicht verstehen. Im Dorf hier (ich wohne jetzt seit über 12 Jahren hier) bin ich allerdings nicht dumm angemacht worden, die waren ja auch schon von meinen Zöpfen und meiner doch nicht ganz "normgerechten" Kleidung von früher her einiges von mir gewohnt. Was vielleicht hinter meinem Rücken über mich geredet wurde oder wird, weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht im Geringsten.

Als ich meiner Mutter erzählte, dass ich meinen Namen ändern würde und auch eine GaOP in Betracht ziehe, war das für sie völlig in Ordnung. Sie meinte nur lächelnd: "Das hättest Du Dir aber wirklich vor der Geburt überlegen können. Du solltest doch sowieso ein Mädchen werden. Okay, dann habe ich ja jetzt doch noch eine Tochter."

Wie gesagt, ich lebe jetzt seit über 12 Jahren hier in dem Dorf, und seit mehr als 10 Jahren zusammen mit meiner Freundin. Sie hat von Anfang an gewusst, wie es um mich bestellt war und hat also meine ganze Metamorphose zur Frau hautnah miterlebt. Eigentlich bin ich jemand, der nicht so gerne in die Öffentlichkeit geht, Menschenansammlungen und Veranstaltungen habe ich bisher nach Möglichkeit vermieden. Der Grund liegt vor allem in meiner schon erwähnten empathischen Veranlagung – ich fühle mich nach einiger Zeit durch die auf mich eindringenden Gefühle der Anderen äußerst unwohl und will dann nur noch flüchten.
Trotzdem habe ich mich dazu aufgerafft, am 23.10. zu einem Schminkkurs nach Köln zu fahren. Schließlich hatte mir meine Freundin diesen Kurs ja zum Geburtstag geschenkt. Ich fuhr also mit sehr gemischten Gefühlen hin, war aber sehr überrascht von der angenehmen Atmosphäre dort. Ich fand es schön, endlich auch einmal ein paar Gleichgesinnte kennenlernen zu können. Zwei von ihnen habe ich auch schon hier im Gendertreff wiedergefunden.

Tja, und so, wie es aussieht, werde ich dann wohl auch bald einmal zu den Selbsthilfegruppen gehen, allerdings mit meiner Freundin, denn die brauche ich manchmal immer noch zum Händchenhalten, wenn ich zu solchen Treffen fahre, bei denen doch noch sehr viele mir Unbekannte sind.

Ich wollte doch nur ein wenig über mich schreiben, und nun ist es ein halber Roman geworden; ich hoffe, ich habe keinen gelangweilt.

Liebe Grüße

Larissa

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Meine Erfahrung in der Uni Essen

Das Thema Transsexualität ist besonders sensibel. Viele Fragen diesbezüglich werden deshalb im Gendertreff Forum in einem besonders geschützten Bereich behandelt. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Userin Mandy von ihren Erfahrungen bei ihren Operationen berichtet.

Von Mann zur Frau Operation

Mit freundlicher Genehmigung von Mandy

Ich wurde von Dr. vom Dorp und Dr. Rossi operiert in einer mehrstündigen OP. Dies wurde nicht nur mit einer Vollnarkose, sondern auch mit einem Rückenmarkskatheder eingeleitet.

Am 5.3.2008 bin ich auf der Wachstation wach geworden. Mittags kam ich schon wieder auf mein Zimmer. Ich spürte meinen Unterleib zwar noch nicht so richtig, aber es ging mir sehr gut. In meinem Zimmer auf der Station bekam ich noch im Laufe des Nachmittags zwei kleine Infusionen.

Alle paar Minuten bis zum Donnerstag morgen (!) fragte mich das Pflegepersonal, ob ich Schmerzen hätte und mit der Zeit sagte ich immer wieder in lächelndem Ton: „Noch nicht!“ Vielleicht, so dachte ich, kämen die Schmerzen ja später, aber ich hatte keine Schmerzen, nur ein komisches Gefühl wie leichtes Kneifen und Drücken. Aber es waren keine Schmerzen.

Am Nachmittag wurde ich zum ersten Verbandswechseln in die Ambulanz gefahren. Dort wurde mein erster Verband gewechselt. Dr. Rossi sagte mir, ich solle noch warten, mir das Ergebnis anzusehen, da alles noch geschwollen und mit Blutergüssen versehen wäre. Deshalb solle ich bis zum zweiten Verbandswechsel warten mit dem Ansehen des Unterleibes. Dies bejahte ich. Dann verband er mich wieder und sagte, es sehe aber trotzdem sehr gut aus und die OP wäre sehr schön verlaufen. Dies könne er mir schon bestätigen.

Dann wurde ich wieder auf mein Zimmer gefahren. Trotzdem fragte mich das Personal bei jeder Gelegenheit, ob ich Schmerzen hätte. Dies musste ich wieder und wieder Verneinen. Mir ging es einfach nur sehr gut und nicht nur gut! Nicht nur, um eine schöne Geschichte zu schreiben, sondern weil es halt wirklich so gewesen ist.

Dann am Samstag, den 8.3.2008, hatte ich meinen zweiten Verbandswechsel. Dies machte Dr. vom Dorp. Er machte mir den Verband ab und sagte mir, ich könnte mir jetzt das Ergebnis ansehen. Ich bekam einen Spiegel in die Hand, und ich sah zwar noch Blutergüsse und Schwellungen. Beim Ansehen meines Unterleibs erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis und dabei liefen mir die Tränen, weil ich es endlich so hatte wie ich es fast mein ganzes Leben haben wollte.

Nach kurzer Zeit erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis weiter und sagte auch, was bei der zweiten OP noch geändert werden würde: Wenn die Modellierung gemacht würde und das Ergebnis genau wie bei einer richtigen Frau wäre.

Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und hing meinen Gedanken nach, als ich zurück ins Zimmer gefahren wurde. Jetzt war ich schon fast eine ganze Woche im Klinikum und wusste, dass Morgens und Abends immer Visite war. Auch vom Personal, egal ob Ärzte, Schwestern oder Pfleger, merkte ich immer mehr, dass ich in guten Händen war. Ich kann nur anmerken, dass von beiden Seiten ein liebes und nettes Verhältnis aufgebaut wurde. Auch ging es mir von der Gefühlswelt her immer besser.

Am Montag, den 10.3.2008 hatte ich meinen dritten Verbandswechel, aber es wurde mir kein neuer Verband mehr angelegt. Dr. Rossi erklärte mir, wie ich mich in den nächsten Tagen selber versorgen sollte. Trotzdem sagte Dr. Rossi, er und auch die anderen vom Personal würden mir helfen, wenn es Probleme gäbe. Meine Heilung ging zügig vonstatten und am 15.3.2008 wurde ich aus dem Klinikum Essen entlassen.

Am 14.3.2008 gegen 16 Uhr hatte ich dann mein erstes Vorgespräch zur nächsten OP wegen des Brustaufbaus in der Frauenklinik, direkt neben der Urologie im Klinikum. Auch muss ich noch erwähnen, dass ich ein sehr gutes und nettes Verhältnis zu allen, die in der Urologie arbeiten, hatte. Ebenso freute ich mich immer auf die Dates mit den Ärzten! – lach

Mein Fazit: Dieses Klinikum kann ich nur bestens und wärmstens empfehlen! Dort seid Ihr in den besten Händen.

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Meine zweite OP in der Uni Essen

Nachmodellierung und Brustaufbau

Am 27.5.2008 bin ich gegen 9:00 Uhr wieder in die Urologie gegangen um meine zweite OP machen zu lassen. Diese war für den nächsten Tag geplant. Gegen 11 Uhr hatte ich einen Termin bei Herrn Dr. Hoffmann und Frau Dr. Schwidde wegen des Brustaufbaus. In einem ausführlichen Gespräch wurde ich über die OP und die Risiken des Brustaufbaus informiert.

Am 28.5.2008 gegen 13 Uhr wurde in den Vorraum des OP gefahren. Dort sagte man mir, dass es noch ein wenig dauert. Aber es wurden schon Vorbereitungen an mir vorgenommen. Dann so gegen 14 Uhr bekam ich die Vollnarkose.

So gegen 19 Uhr bin ich in meinem Zimmer aufgewacht. Nach einigen Momenten habe ich meine Zimmermitbewohnerin Alicia gefragt, wann ich wieder auf dem Zimmer war. Sie sagte mir so gegen 16:30 Uhr. Da ich noch wahrscheinlich unter Narkosenachwirkungen und Schmerzmitteln war, hatte ich keine Schmerzen.

Am nächsten Morgen bei der Visite fragten Herr Dr. Rehme und Herr Dr. Niedworok, ob ich irgendwelche Schmerzen oder Probleme hätte. Aber ich musste es verneinen, es ging mir einfach gut. Von Tag zu Tag ging es mir besser. Am 4.6.2008 wurde ich dann aus dem Klinikum entlassen. Am 16.6.2008 wurden mir die Fäden gezogen.

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