So kann es funktionieren – Aus der Sicht einer Partnerin

Autorin: Ute

Hallo,

ich denke, dass es hilfreich ist, mal die Sichtweise einer Partnerin aufzuzeigen.

Als sich meine Partnerin 2004 bei mir outete, hat mich das verwirrt, verletzt, beschämt, enttäuscht, verängstigt, erschreckt, es hat unglaublich viele Fragen aufgeworfen, mein Vertrauen in meine Partnerschaft weggeblasen und meine Lebensentwurf über den Haufen geworfen. Und jetzt? Ja, was nun? Was wird aus unserer Ehe? Wie komme/n ich/wir damit zurecht? Kommen wir überhaupt damit zurecht? Hat unsere Beziehung noch eine Chance? Was können wir tun, damit wir eine Chance haben? Fragen über Fragen und keine Sicherheit und Verlässlichkeit mehr. Jetzt kommt etwas in Bewegung, dessen Ausgang wir beide nicht mehr sicher in der Hand haben. Das machte mir große Angst und mir war klar, dass ich keine Chance hatte irgend etwas an der Situation zu ändern. „So kann es funktionieren – Aus der Sicht einer Partnerin“ weiterlesen

Miriams positive Erfahrungen der kleinen gemeinsamen Schritte

Autorin: Miriam

 

Hallo zusammen,

Ich habe mich dazu entschlossen meine bisher fast durchweg positiven Erfahrungen seit meinem ersten Outing hier mitzuteilen um vielen etwas von der Angst zu nehmen welche auch ich besonders in den letzten fünf Jahren hatte.

Meine Geschichte ist vielleicht nicht ganz wie die vieler anderer. Ich habe mich NICHT schon seit ich klein war als Mädchen gefühlt. Ich habe aber schon seit ich vielleicht 8 Jahre alt war gespürt, dass mit mir etwas anders ist was ich jedoch bis vor ca. 5 Jahren nicht benennen konnte.

Vor nun etwa 5 Jahren hat mich, ich glaube es war RTL2, auf den Begriff „Transgender“ geschupst und nachdem ich „Meister Google“ befragt habe wurden mir nicht nur schlagartig diese Fragen auf mein Leben beantwortet. Nein, ich bekam es auch plötzlich richtig heftig mit der Angst zu tun.

Ich muss hier dazu sagen, dass meine beiden Kinder zu diesem Zeitpunkt 1,5 und 3,5 Jahre alt waren und eine der ersten Antworten die mir „Meister Google“ gab mich zum Blog von Svenja aus Kiel brachten. Wer diesen Blog gelesen hat kann sich vielleicht vorstellen was mir so sehr Angst gemacht hat.
Dazu kamen einige weitere Berichte welche nicht unbedingt von positiven Verläufen unseres Weges berichteten, so dass ich diese zwar lass und auch realisierte was mit mir los ist jedoch nur noch mehr Angst bekam und durch mein Zurückziehen meine Ehe heftigst auf’s Spiel gesetzt habe.

Nun ein kleiner Zeitsprung.
Im August 2014 eskalierte dieses riskieren meiner Ehe dermaßen, dass ich mich meiner Frau gegenüber outete und seitdem geht es sowohl mir als auch unserer Ehe von Tag zu Tag besser. Gut, meine Frau hatte anfangs Bedenken wie wohl unsere Freunde, Bekannten und vor allem „der Ort“ reagieren würden. Doch sie stand auch von Anfang an, auf Ihre Art, Weise und Möglichkeit, zu mir. Mit dem bisherigen totalem Ausbleiben der „erwarteten“ negativen Rückmeldungen habe jedoch auch ich nicht gerechnet. Meine Frau hat mir nach einiger Zeit besonders bei den Outings im Ort geholfen und auch hier gibt es bisher keinerlei negative Erfahrungen.

Ich weiß nicht ob es daran liegt wie ich meine Änderungen vollziehe aber ich kann es mir sehr gut vorstellen und wurde entsprechend von meinem Psychologen auch darin bestärkt.
Ich gehe die Veränderungen in jedem Umfeld langsam an, wer mir wichtig ist erfährt was mit mir los ist irgendwann von mir persönlich, selbst wenn es die Gerüchteküche schon verbreitet hat. Und wer mir nicht so wichtig ist erfährt es durch die Gerüchteküche welche aber die ganz klare Message mitbringt, dass ich für Fragen offen und ohne Scham ansprechbar bin. Ich gehe auch nicht den Weg des radikalen Umbruchs, nach dem Motto so ist es und ab morgen lebt damit. Nein, ich informiere meine Umwelt und nehme sie so mit mir. Ich denke besonders bei uns im Ort hätte ich sonst bestimmt schon den ein oder anderen negativen Kommentar gehört.

Meinen bisher größten Felsbrocken habe ich einen ganzen Montag mit mir herumgeschleppt bevor ich dann am Abend mich vor der versammelten Guggemusik-Gruppe geoutet habe, in welcher ich mitmache und die Reaktionen waren überwältigend. Weitere Outings vor nicht viel weniger großen Gruppen und in der gleichen Woche liefen direkt um einiges leichter und mit den gleichen super Reaktionen. Auch die kleineren Outings vor meinem Chef, einigen vereinzelten Kollegen und unserem Personalchef liefen total problemlos, dabei habe ich erfahren, dass die Firma in der ich arbeite aktuell dabei ist die „Charta der Vielfalt“ zu unterzeichnen.

Nun, zum Thema Psychologen und sonstige Ärzte.
Ich kann die vielen schlechten Erfahrungen die ich in diesem und anderen Foren gelesen habe bisher nicht nachvollziehen. Das soll nicht heißen das ich den Berichten nicht Glaube, nein im Gegenteil, auch diese Berichte haben mir Angst gemacht, doch es ist nicht immer und überall so.
Ich denke aber auch hier können einige Gründe im eigenen Auftreten liegen. Auch die Sache mit dem finden entsprechender Ärzte und dem bekommen von Terminen lief bei mir persönlich bisher ohne Probleme und auch hier haben mir die Ärztelisten und teils auch Erfahrungsberichte hier im Gendertreff und in anderen Foren geholfen. Gut, ich muss hier dazu sagen, dass wir im Rhein-Main Gebiet auch nicht wirklich nach erfahrenen Ärzten suchen müssen.

Wie ich schon Eingangs schrieb soll dieser Bericht ein Gegenpol zu den vielen negativen Berichten sein und Angst nehmen, er soll jedoch nicht dazu dienen diese negativen und Angst machenden Berichte herunterzuspielen. Auch diese sind, leider, bestimmt wahr und sollten auf alle Fälle ernst genommen werden.

Doch es kann alles auch vollkommen anders kommen als unser Kopfkino uns das vorspielt.
Habt nur Mut und schlagt den für Euch richtigen Weg ein.

Für Fragen stehe ich gerne per PN zur Verfügung.

LG,
Miriam

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Adrians Beziehung nach dem Outing

Autor: Adrian

 

Hallo Ihr Lieben,

es ist mal wieder Zeit für ein kleines Update. Es gibt Schönes und nicht so Schönes zu berichten.

Leider verschlechtert sich meine Beziehung zu meinem Mann immer weiter. Er zieht sich sehr zurück und lässt mich nicht an sich ran. Ich kann mit der Situation nicht gut umgehen und der Alltag zu Hause ist, glaube ich, für uns beide sehr anstrengend. Nach einem weiteren emotionalen Gespräch mit ihm habe ich entschieden, meine Mutter einzuweihen. Ich denke, es war die richtige Entscheidung. Sie hat toll reagiert. Unterdessen wissen meine Eltern nun endlich beide Bescheid und mir ist zumindest ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Sie wollen mich und meinen Mann unterstützen und mein Eindruck im Moment ist, dass sie ziemlich „gefasst“ mit der Situation umgehen. Eigentlich reagieren sie genauso, wie ich es mir auch von meinem Mann erhofft hatte.

Ganz froh bin ich, dass es gerade mit meinem Therapeuten gut läuft. Ich hab das Gefühl, dass ich in der Arbeit mit ihm Stabilität gewinne und mich irgendwie „freischwimmen“ kann. Ich hatte außerdem den Eindruck, dass er begonnen hat, sich mit dem Thema Transidentität noch mal anders zu beschäftigen. Jedenfalls kamen ein paar Aussagen/Fragen von ihm zu dem Thema, die ich so nicht erwartet hatte (also, im positiven Sinne). An zwei Stellen musste ich grinsen. Wir hatten kurz über den Paartherapeuten gesprochen, bei dem mein Mann und ich waren. Irgendwie hatte mein Therapeut abgespeichert, es sei eine Frau gewesen. Da hab ich aber etwas entsetzt geguckt und meinte, ich könnte mir eine Frau als Therapeutin nicht vorstellen. Daraufhin meinte er, ja, mit Frauen hätte ich es wohl nicht so. Wir mussten beide lachen…
Und dann kamen wir noch mal auf die Zeit, in der ich angefangen habe, meine Genderidentität zu hinterfragen. Mir ist ja irgendwie letztes Jahr als erstes klar geworden, dass ich keine Frau bin. Den Schritt zu erkennen/zu sagen, „ich bin ein Mann“, konnte ich damals noch nicht machen. Also habe ich spekuliert, ob ich vielleicht „non-binary“ bin, also letztlich zwischen Frau und Mann. Mein Thera meinte jetzt, das hätte er mir nicht so richtig abgenommen. Ich musste lachen, weil ich es mir selber auch nicht so wirklich abgenommen hatte. Aber erstmal das zu negieren, was ich (scheinbar) war – nämlich Frau – war irgendwie einfacher, als der Schritt zum affirmativen „Ich bin ein Mann“.

Also. Weiter geht’s.

Liebe Grüße
Adrian

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