Die Wallfahrt zum Tempel des goldenen Gerstensafts in der Eifel

Marina berichtet hier von unserem Ausflug nach Bitburg. Gerne hat sie dem Gendertreff die Genehmigung erteilt, dies hier im Blog/Magazin einzustellen.

Hopfen und Malz Gott erhalt’s
So sagt ein altes Sprichwort der Bierbrauer. Doch was steckt da dahinter? Das wollten wir 28. August herausfinden.

Nun gibt es bei uns ja nun mehrere Gruppen von Biertrinkerinnen: Altbier-, Kölsch- und Pilstrinkerinnen. Und unter eben jenen gibt es eine immerwährende Meinungsverschiedenheit, welches nun das Beste Bier davon wäre. Um Überzeugungsarbeit für das Bier nach Pilsner Brauart zu leisten lud Gitta zu einer Wallfahrt zum Tempel des südeifeler Gerstensaftes in Bitburg ein.

In kleinen Fahrgemeinschaften haben wir also die Strecke vom Rheinland bis nach Bitburg, dem Epizentrum der Braukunst in der Südeifel hinter uns gebracht. So das alle so ca. 13:00 in dem gebuchten Hotel an kamen.

Ella, die aus verschiedenen Gründen in einem anderen Hotel untergebracht war, wartete dort schon auf uns.
Da die Brauereiführung erst für 15:00 Uhr gebucht war, hatten wir noch ein wenig Zeit uns frisch zu machen und eine Kleinigkeit zu essen.

In unserem Hotel Haus zum Römerwall, das genau genommen das Gästehaus des Hotel Louis Müller ist, war die Küche geschlossen. Daher sind wir alle die 100m bis ins Haupthaus gelaufen um dort eine Mittagsmahlzeit einzunehmen.

Ein kurzer, sehr kurzer Spaziergang durch die Innenstadt von Bitburg folgte. Nun was will man auch schon von der Fußgängerzone einer Kleinstadt mit knapp über 12.000 Einwohnern erwarten?

Dann war es auch schon Zeit sich zur Führung durch die Bitburger Marken-Erlebniswelt , die sich auf dem Gelände der alten Brauerei in der Stadt befindet. Das ist ein schönes, modernes Unternehmens-Museum, untergebracht in der alten Braustätte. Mit der Geschichte der Brauerei als Familienunternehmen fängt es 1817 an. Und noch heute befindet sich die Brauerei mehrheitlich im Familienbesitz.

Von der Geschichtsabteilung geht es nun in die Abteilung der Rohstoffe. Zunächst das Wasser: Das Brauwasser wird aus 5 bis zu 300m tiefen Brunnen gewonnen. Aus den Tiefen der Bitburger Mulde. Das Wasser dort hat auf seinem 13000 Jahre dauernden Weg von der Oberfläche bis in die Tiefe viele wichtige Mineralien aufgenommen, welche entscheidend für die Qualität des Bieres sind.

Als nächstes kommt die Gerste. Wir bekommen also, wie zuvor auch schon beim Wasser eine audiovisuelle Präsentation vorgeführt über die Herkunft und die Verarbeitung der Braugerste. Früher wurde noch in der Brauerei selbst das Malz aus der Gerste gewonnen, heute ist dies an externe Mälzereien vergeben.
So kommen wir zum vorletzten Rohstoff, dem Hopfen. Der Hopfen ist ein Hanfgewächs mit langer Anbautradition. Der Hopfen gibt dem Bier seinen bitteren Geschmack und macht das Bier haltbar. Ein guter Teil des Hopfens kommt aus der Eifel selbst, ein anderer überwiegend aus der Hallertau nördlich von München. Auch hier wieder eine audiovisuelle Präsentation.

Dann erklärt uns unsere Führerin, das sich der Hopfen immer im gegen den Uhrzeigersinn um die Pflanzgestelle windet. Ava macht sie darauf aufmerksam das dies an der Corioliskraft liegt.
Der letzte Rohstoff ist erst seit der Erfindung des Mikroskop bekannt, nämlich die Hefe. Da die Hefe als solches erst 1883 entdeckt wurde. Es gibt zwei Typen von Hefe. Obergärige und Untergärige Hefe. Obergärige Hefe bildet lange Ketten von Zelle und schwimmt daher, von der entstehenden Kohlensäure oben auf der Maische. Untergärige Hefe setzt sich hingegen auf dem Boden ab. Zu Herstellung von Bitburger Pils kommt nur ein bestimmter, untergäriger Stamm in Frage.

Sodann ging es die Treppen hoch zum ehemaligen Kesselhaus. Dort stehen noch die Kupferkessel, die früher verwendet wurden. Heutzutage werden aber nur noch Kessel aus Edelstahl verwendet. Edelstahl ist besser zu reinigen und desinfizieren. Aber das polierte Kupfer mit den Messing Armaturen hat schon seinen Charme. Hier also wurde uns in einer weiteren Präsentation der gesamte Ablauf des Brauvorgangs gezeigt.
Im nächsten Raum dann ging es wieder nach unten. Dies ist ein Ausschnitt aus einem Reifetank. Da sich nach dem Brau und Gärvorgang noch sehr viele Feststoffe im Bier befinden muss dieses nun Filtriert werden. Dieser Filtrationsvorgang wurde dann hier erklärt.
Die letzte Station im Rundgang war die Abfüllanlage. Es wurde die Vorbereitung und Abfüllung von Flaschen und Fässern erklärt. Es muss schon ein ziemlicher Aufwand getrieben werden, um das fertige Bier so abzufüllen, damit die Qualität nicht leidet. Z.B. müssen Flaschen und Fässer zuerst mit CO2 gefüllt werden damit die gelöste Kohlensäure im Bier nicht entweicht und das Bier beim einfüllen nicht schäumt. Man nennt diesen Vorgang vorspannen. Das Abfüllen eines 50 Liter Fasses dauert nur 3 Sekunden. Flaschen werden in nur Sekundenbruchteilen gefüllt.
Sodann kamen wir in die Genießerlounge. Nachdem wir nun schon so viel von der Herstellung gehört haben, konnten wir uns dann endlich von der Qualität des Bieres selbst überzeugen. Eigentlich bekommt man hier nur 2 Bier á 0,2 l und eine Brezel. Aber heute hatte man wohl gute Laune und es wurde immer reichlich nachgeschenkt.

Wir waren nicht alleine als Gruppe bei der Führung. Die anderen Anwesenden haben anfangs natürlich schon ein bisschen komisch geschaut, aber nachdem die Neugier befriedigt war, war auch das kein Thema mehr. Es zeigte sich mal wieder, wenn wir uns selbstverständlich und selbstsicher in der Öffentlichkeit bewegen, dann interessiert es niemanden, das wir vielleicht nicht ganz das sind was wir zu sein scheinen.

Nach der Führung wurde es jetzt auch schon so langsam Zeit ein Restaurant zu suchen, um unser Abendmahl einzunehmen. Da jede von uns auch noch 3 weitere Bons für Bier hatte, war ja für die Gertränke schon gesorgt. So sind wir gar nicht weit gegangen. Nur ca. 500m weiter, im Restaurant Eifelbräu Dieter haben wir dann alle gespeist und einen guten Teil der Bons in heimischen Hopfenblütentee umgesetzt.
Im Anschluss sind wir zurück in unser Hotel gelaufen und haben den Abend bei vielen schönen Gesprächen und noch ein paar Bitburger mehr ausklingen lassen.

Für den nächsten Tag, Sonntag den 29.08. hatten wir einen Ausflug nach Luxemburg geplant. So sind wir nach einem ausgiebigen Frühstück im Konvoi losgefahren. Ich mit dem Trannytaxi XL voran, Ella, Xenia und Gitta hinterher. Die Steckenführung habe ich zunächst erst mal der Madam Navi überlassen. Wiedererwarten führte sie uns aber nicht auf die A64 sondern kurz vor der Auffahrt über Landstraßen. Warum ist unklar, denn ein Stau war weit und breit nicht zu sehen. Wahrscheinlich war diese Stecke rechnerisch 1 Minute schneller. Tatsächlich führte die aber über kleine und kleinste Nebenstraßen. In Höhe von Oberbillig reichte es mir dann mit dem Nebenstraßen gezuckel und ich bin nach Schildern gefahren. So ging es auch schon über die Sauer/Sure und schon waren wir in Großherzogtum Luxemburg. Die weitere Strecke führte durch Wasserbillig. Die Stadt scheint nur aus Tankstellen zu bestehen. Kein Wunder, ist doch das Benzin und der Diesel ca. 25 Ct. billiger als in Deutschland.

Gegen 11 Uhr kamen wir dann also in der Stadtmitte von Luxemburg an. Die nächste Herausforderung war es einen Parkplatz zu finden. An den Casemates de la Pétrusse gab es zwar Parkplätze, die waren aber alle belegt. Beim Versuch irgendwo anders einen Parkplatz zu finden verloren wir uns im Verkehrsgetümmel aus den Augen. Ich habe das Trannymobil XL in einer Tiefgarage geparkt. Ella fuhr hinter mir her. Xenia und Gitta waren plötzlich weg. Nach ein paar Telefonaten haben wir uns neu koordiniert und waren alle letztlich in der gleichen Tiefgarage.

Zu Fuß ging es dann zurück zu den Casemates de la Pétrusse. Von dort aus hat man einen sehr schönen Blick hinüber zum Schloss und hinunter in den Schlossgraben, in dem sich heute ein Park befindet. Nach einer ausgiebigen Fotosession beschlossen wir uns erst mal die Stadt anzusehen. Nicht weit war die Fußgängerzone, wo gerade eine Kapelle Marschmusik spielte. Dort sind wir dann auch auf eine Tasse Kaffee bzw. Tee ins Cafe France am Place d’Armes eingekehrt. Das Wetter war nicht so optimal an diesem Tag, es war zwar trocken, aber eher kühl. Und nach dem gestrigen Abend konnten wir alle ein wenig Coffein vertragen. Unser weiterer Weg durch die Stadt führte uns auch zu einigen, heute geöffneten Geschäften. Welche Frau kann schon Shopping widerstehen? Danach machten wir noch einen langen Spaziergang im Park unterhalb der Kasematten. Nach diesem Rundgang durch die Stadt beschlossen wir das Abendessen in Trier abzuhalten, dann die Restaurantpreise hier in Luxemburg sind schon ein wenig gehoben. Da eine Fahrt nach Trier ein Umweg für Ella gewesen wäre, verabschiedete sie sich jetzt von uns und fuhr nach Hause. Zuvor jedoch wollten alle noch die steuerlichen Vorteile des Kraftstoff-, und Tabakwareneinkaufs in Luxemburg nutzen. Xenia wollte unbedingt an eine Shell Tankstelle. Also die nächste Shell stadtauswärts ins Navi eingegeben: Als wir dort ankamen war diese aber geschlossen. Dann haben wir überlegt, wenn es schon so viele Tankstellen in Wasserbillig gibt, warum also nicht da Tanken? Gesagt getan. Alle Tanks gut gefüllt und mit günstigen Waren versorgt ging es über die Autobahn weiter bis Trier-Stadtmitte. Dort sind wir wieder in ein Parkhaus gefahren und in die Innenstadt gelaufen. In der Zwischenzeit fing es an zu regnen. So das wir mit Regenschirmen bewaffnet losgeziehen mussten. Einige von uns wollten direkt zum Essen, Ava aber noch ein bisschen Alte Steine sehen. Der Dom zu Trier ist ja eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Der Abstecher in den Dom hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, diese Kirche ist sehenswert.

Im Anschluss gab es ein gemeinsames Essen im Ratskeller, einem ukrainischen Spezialitäten Restaurant. So langsam klang auch der zweite Tag aus und wir verabschiedeten uns im Parkhaus von einander. Denn ab jetzt mussten wir ja alle getrennt nach Hause fahren.

Die Rückfahrt war von starken Regenschauern gezeichnet, die das Fahren in der Dunkelheit nicht gerade angenehm machte. Aber für so eine erfahrene Autofahrerin wie mich ist das auch keine große Sache. Eine nach der anderen wurde zu Hause abgesetzt und ich selbst war um 23:00 Uhr in meiner Wohnung.

Alles in allem war es wieder ein sehr schöner Wochenendausflug. Und (man muss schon fast sagen, wie immer) zeigte sich öffentlich Transgender sein ist heute wirklich kein Problem mehr. Wir wurden überall, im Hotel, in den Restaurants und auch sonst völlig normal und mit völliger Selbstverständlichkeit behandelt. So wie man es selbst auch tun würde.

Mein Dank geht an alle, die an der Planung und Durchführung dieses Ausflugs beteiligt waren, allen voran an Gitta.

Liebe Grüße
Marina

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