Mit einem kleinen Treffen im damaligen Café Rosamond begann alles. Zugegeben hieß der Treff damals T*-Treff Düsseldorf und erst kurze Zeit später dann Gendertreff Düsseldorf. Der Gendertreff Düsseldorf ist wie der Gendertreff Leverkusen (seit 2006) ein fester Bestandteil des gemeinnützigen Vereins Gendertreff e.V., der 2017 aus der Selbsthilfegruppe entstand.
Es ist viel passiert in dieser Zeit. Wir sind älter und ruhiger geworden und haben unser Leben in die Hand genommen, wie auch viele andere, die den Gendertreff gebraucht und oder besucht haben. Sie alle haben davon profitiert, dass es diesen Zusammenschluss von Menschen gab und sich gekümmert haben.
Wir wussten doch genau worum es geht, waren wir doch selber auch Betroffene und haben von dieser Vereinigung profitiert. Mit dem gewachsenen Gendertreff ist doch auch unser Selbstvertrauen gestiegen und wir haben Dinge gemeistert, die wir uns vor dieser Zeit nicht mal im Traum ausgedacht hatten.
Wir haben uns freiwillig und ehrenamtlich zusammengetan um gemeinsam etwas gegen die Missstände von Trans*-Menschen zu tun, von denen wir selbst und andere betroffen waren und sind. Dabei war uns immer wichtig die Gesellschaft nicht anzugreifen, sondern behutsam den Dialog zu suchen - Siehe "Grüne Karte für Diversity". Im Gendertreff konnten wir uns gegenseitig unterstützen, informieren und stärken. Gemeinsam mit anderen Organisationen konnten wir über die letzten Jahre so einiges bewegen, sei es Gesellschaftlich und politisch. Junge Trans*-Menschen haben es gewiss einfacher als wir früher.
Unzählige Ehen wurden gekittet, Suizide vermieden, Arbeitsplatzkündigungen gingen zurück, Selbstvertrauen wurde gestärkt, Familien blieben zusammen und so weiter und so weiter. Ja wir sind eine von rund 100.000 Selbsthilfegruppen im Bundesgebiet aber dennoch können wir stolz auf unsere Arbeit sein, die wir fast die ganzen Jahre neben unseren Berufstätigkeiten ausgeübt haben.
Unser Hilfsangebot hat nicht jedem zugesagt, manche haben uns diskreditiert oder gar verbal angefeindet aber es hat auch sehr viel Zuspruch , Glückwünsche und Danksagung gegeben. Kurzum wir haben uns nicht unterkriegen lassen, denn wir sind ein tolles Team. Gemeinsame Ausflüge und Partys gehörten genauso dazu, wie kontroverse Vorstandssitzungen und Entscheidungen. Nicht ohne Grund geht es bei der Selbsthilfe nicht nur darum, "sich selbst zu helfen". Im Gegenteil: Die Selbsthilfe ist ein kollektiver Prozess, der auf dem Grundprinzip der gegenseitigen Unterstützung, Respekt und Hilfe beruht.
In den Jahren haben wir viele Menschen kennengelernt mit denen wir Erfahrungen ausgetauscht haben, einander Rat gegeben und gemeinsam Lösungswege gesucht. Es liegt in der Natur der Dinge, dass es auch Menschen gab, mit denen die Chemie nicht so passte.
Die Selbsthilfe bietet eine wertvolle Ergänzung zum klassischen Gesundheitssystem und ermöglicht eine ganzheitliche Unterstützung – auch jenseits medizinischer Behandlungen. So haben wir die Messe & Fachtagung für Trans*-Menschen, Angehörige und Interessierte erstmalig 2016 ins Leben gerufen. Durch die Möglichkeiten, persönlich an Fachvorträgen teilzunehmen und direkte Informationen an den Ständen zu erhalten, wird ein Raum geschaffen, in dem sich alle Beteiligten vernetzen und gegenseitig unterstützen können.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Veranstaltung nicht nur der Informationsvermittlung dient, sondern auch der Entstigmatisierung und der Förderung des Dialogs über Transidentität. Dies schafft ein Umfeld, in dem Verständnis und Akzeptanz gefördert werden, was für Trans*-Menschen, Angehörige und Interessierte von großer Bedeutung ist.
Durch das kostenlose Angebot an Vorträgen und die Möglichkeit, sich direkt mit Experten auszutauschen, wird jeder Teilnehmer in die Lage versetzt, seine Fragen zu klären und tiefergehende Informationen zu erhalten, die über den rein medizinischen Kontext hinausgehen.
Neben der Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit in einigen Städten, Foren, Gremien und Organisationen betreiben wir auch Aufklärungsarbeit an Schulen, Unis, Firmen, etc.. Dort bieten wir Präsentationen und Workshops an, die auch gerne angenommen werden. Zum Glück sind einige im Vorstand nicht mehr Berufstätig, so dass wir in der Lage sind das Angebot auszuweiten.
Wir haben Verständnis für die Betroffenen die zu uns kommen und unterstützen ihren individuellen Weg. Keinem wird etwas aufgezwungen, was er nicht bereits von Natur aus ist. Wir gehen recht pragmatisch mit dem Thema Trans* um und das spüren Freunde, Kollegen, Angehörige und natürlich die Menschen die zu unseren analogen und digitalen Selbsthilfetreffen kommen. Einige bleiben beim Gendertreff aber die Mehrzahl verlässt uns, nicht ohne ihr Leben glücklich in der Hand zu haben. Ja wir lachen auch mal gerne über uns.
Neben dem Gendertreff bilden sich Freundschaften, neue Perspektiven und Horizonte. Jeder glückliche Mensch vom Gendertreff ist ein Multiplikator und betreibt auf seine Weise Öffentlichkeitsarbeit. Wir sammeln Erfahrungen und Informationen und geben diese auf unseren Webseiten wieder. Der Gendertreff hilft eigene Alltagsprobleme besser zu verstehen. Jeder Mensch der Glücklich zurück ins Leben findet, ist für uns Motivation weiterzumachen. So wird es den Gendertreff in dieser Form noch einige Jahre geben.
Der Gendertreff steht allen offen aber besonders den Trans*-Menschen und Angehörigen. Wir bieten keine Stuhlkreise, keine persönlichen Beratungsgesprächen und keine telefonischen Beratungen an. Aber mit einem Forum, Selbsthilfetreffen in öffentlichen Lokalen sowie Digital, umfangreichen Informationen hier im Internet und weiteren zahlreichen Aktionen, bieten wir Hilfesuchenden gute und solide Angebote. Zusätzlich sind wir gut vernetzt um Hilfesuchende gerne weiterzuvermitteln.
Der 5. Dezember ist der Tag des Ehrenamts. Er soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig das Ehrenamt ist. Ohne Ehrenamt würde vieles in unserem Land nicht funktionieren. Wir arbeiten gerne unentgeltlich, freiwillig und ehrenamtlich für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Vielleicht werden wir das auch noch einige Jahre machen können.
Bei der Gründung des Gendertreff waren wir so naiv zu glauben, dass diese Art der Selbsthilfe und Aufklärung, in einigen Jahren nicht mehr nötig sein wird. Denn wir glaubten fest daran, dass Vielfalt (Diversity) bald in allen Gesellschaften gelebt wird. Denn Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung. Die Natur lebt Vielfalt und in der Biologie bedeutet Diversität Artenreichtum. In gesellschaftspolitischen und organisatorischen Kontexten steht der Begriff für einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit der Vielfalt von Menschen. Menschen unterscheiden und ähneln sich aufgrund verschiedener individueller Persönlichkeitsmerkmale.
Aber leider ist das Gegenteil der Fall und die Diskriminierung erreicht einen neuen Höchststand. Wir sind uns sicher, dass es vor allem immer noch ein Informationsdefizit ist, über das einfach weiter aufgeklärt werden muss. So müssen und werden wir, weiter für die Sache kämpfen und mit unseren Mitteln informieren.