Freiwillige Selbstverpflichtung

Autorin: Nora

 

Nora B. anlässlich des CSD in Erkrath 2024

Im Rahmen meiner Verabschiedung im JHA Erkrath am 5.06.2024, dem ich 34 Jahre angehörte, habe ich mich erstmals öffentlich zu meinem „Frausein“ als Nora B. bekannt.

Im Rahmen dieser Verabschiedung habe ich mir für die Jugendhilfe hier in Erkrath gewünscht, dass die Jugendhilfe jungen Menschen nicht nur weiterhin durch die Pflege der Trägervielfalt am Ort verschiedene Wertesysteme als Modelle für die eigene Identitätsbildung zur Verfügung stellt, sondern auch Referenzmodelle zur Vielfalt an menschlichen Prägungen, wie die Natur diese seit Menschengedenken hervorbringt um ihre eigene sehr persönliche Prägung entdecken, annehmen und leben zu können.

Wir können nicht selbst entscheiden ob wir Mann, Frau oder etwas anderes sind, ganz gleich welches biologische Geschlecht wir haben, wir sind es einfach. *1

Die jungen Menschen brauchen auch hier in Erkrath Referenzmodelle, in Punkto Geschlechtervielfalt, im ganz normalen Alltag um ihr persönliches Empfinden, ihr so sein, ihre persönliche Prägung abgleichen,
wiedererkennen und annehmen zu können. Und sie müssen sehen können, dass in unserer Gesellschaft jeder Mensch, ganz gleich ob Hetero oder LGBTIQ+ seinen Platz finden kann im Beruf und in der Gesellschaft. *2

Wir sollten in der Jugendhilfe jede Lebensform unterstützen, in denen Menschen in Beziehungen Verantwortung für einander und für Kinder übernehmen, ganz gleich ob diese Beziehungen hetero oder gleichgeschlechtlich sind. Ob ein Kind mit zwei Müttern oder Vätern aufwächst hat keinen Einfluss auf seine geschlechtliche Prägung. Ein solches Kind ist vielleicht etwas toleranter als eines, das in einer konventionellen Familienkonstellation groß wird.

Es ist sicher hilfreich, dass immer mehr Menschen in Spitzenpositionen in Sport, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Militär öffentlich zu ihrer Geschlechtsidentität stehen, die nicht zu den konventionellen Modellen hetero cis Mann/Frau und Ehepaar mit Kind gehören. Wir brauchen aber auch in Erkrather Kindergärten, Schulen, Verwaltung, Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden Menschen, die die natürliche Vielfalt (vor)leben zum Wohle einer gesunden Entwicklung und Identitätsbildung unserer Kinder. Dies zu fördern ist eine gemeinsame Aufgabe der kommunalen Jugendhilfe zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten, allen örtlichen Trägern der Jugendhilfe, der Liga der Wohlfahrt sowie dem Stadtsportverband.

Hier durch wird kein Mensch zu etwas verleitet, was er nicht bereits von Natur aus ist, aber wir hätten eine geringere Suizidrate, gesündere Menschen und würden endlich auch an dieser Stelle dem Grundgesetz Artikel 3 entsprechen: „Alle Menschen sind gleich.“
Das wäre doch ein schöner und vor allem ein ganz konkreter Beitrag zu 75 Jahre Grundgesetz.

Und so sollten wir mit dem heutigen CSD, eine freiwillige Selbstverpflichtung aller örtlichen Jugendhilfeakteure starten, in ihren Einrichtungen auch MitarbeiterInnen zu beschäftigen, die zu der Gruppe der LGBTIQ+ gehören um diese in der Gesellschaft sichtbar zu machen.

Erkrath, den 29. Juni 2024
Nora B.

*1
Elizabeth Duval
„Nach Trans“ Wagenbachverlag – Kleine Kulturwissenschaftliche Bibliothek 2023, eine sehr geachtete Person des öffentlichen Leben in Spanien.

*2
Carolin Emcke
„Wie Wir Begehren“ Fischer Taschenbuch 2013, hierfür mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2016 ausgezeichnet.