Zwangsouting im Alltag

Es gibt einige transidente Menschen die nach ihrer Personenstandsänderung () und eventueller geschlechtsangleichenden Operation (GaOP) ihre Vergangenheit verleugnen. Da ist die Rede von einer totunglücklichen Vergangenheit oder das Leben beginnt erst jetzt und so weiter. Sie vernichten Dokumente und Bilder und wollen von Vergangenem nichts mehr wissen. Da werden alle Zeugnisse bis runter zur Grundschule geändert, nur damit niemand mehr nachverfolgen kann, wer man vorher war.

Ja es gibt das Offenbarungs- und Ausforschungsverbot und natürlich ist es nicht in Ordnung und sogar diskriminierend, wenn man mit dem alten Vornamen und/oder ständig mit falschem Pronomen angesprochen wird. Aber muss man das nicht ein wenig pragmatischer sehen? Es hat doch ein Leben vorher gegeben und vielleicht war es auch ein schönes Leben, wenn auch man jetzt vielleicht glücklicher ist. Beide „Leben“ machen doch genau diesen Menschen aus! Man kann sich mit dieser Tatsache doch arrangieren und es akzeptieren. Zwei Beispiele, bei denen man sich ohne Zwangsouting ins eigene Fleisch schneidet und sich schadet:

  1. Termin beim Arzt. Waren sie schon mal bei uns in der Praxis?

Was antwortet man jetzt?

            1.1. Ja war ich aber sie finden mich unter dem Vornamen …

            1.2. Nein war ich nicht.

Im ersten Fall ist alles gut und die Akte wird geändert und alle Krankenverläufe sind und bleiben bekannt. Nichts weiter passiert und die Information wird auch nicht nach außen getragen.

Im zweiten Fall dagegen schadet man sich, weil es eine neue Krankenakte gibt, in denen Vorerkrankungen etc. nicht berücksichtigt werden können.

  1. Ein Ausflug wird gebucht (Schifffahrt, Pauschalurlaub, etc.) bei dem man eine Gutschrift bekommt, wenn z.B. der Geburtstag oder der Hochzeitstag genau in diese Zeit fällt. Das bedeutet, man zeigt z.B. seine Heiratsurkunde vor, um die manchmal üppige Gutschrift zu erhalten. Aber leider ist diese Urkunde für den Anbieter der Reise nichts wert, denn da fehlt ja nun noch das Urteil/der Beschluss der Personenstandsänderung und das wird der Anbieter der Reise nicht akzeptieren. Man kann ihm ja noch nicht mal einen Vorwurf machen, denn der Name auf der Urkunde und der Name auf der Buchung sind nun mal unterschiedlich. Der Vorgang muss natürlich vertraulich behandelt werden!

Wie man sieht, bringt so ein Zwangsouting auch Vorteile mit sich. Wobei das natürlich nur partielle Outings sind, die nicht in der Welt rum posaunt werden. Das muss schon genau unterschieden werden!

Am Ende muss der Mensch selbst entscheiden, was für ihn gut ist. 😉

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