Termin beim MDK

Autorin: Katja

Hallo liebes Tagebuch 24.05.2014

Ich denke darüber nach was ich in den letzten Monaten erlebt habe.
Nach der PSÄ legt sich der Alltag auf mein Leben. Meine Lebensqualität ist enorm gestiegen, ja die Ruhe in mir ist unbeschreiblich, ein wunderschöner Lebenstraum.

Nachdem ich in der Firma in den Betriebsrat gewählt wurde, kam ich kurz vor Mitternacht nach Hause, platt und kaputt aber zufrieden und glücklich. Ich öffnete die Tagespost und  darunter war ein Brief meiner Krankenkasse. Dieser kam direkt aus der Hauptstadt vom MDK (Sozialmedizinischer Beratungs- und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung) und ich sollte mich zu einer Untersuchung am Freitag den 25.04. einfinden. Wow, ich war  schlagartig wach und aufgedreht. Okay erst mal drüber schlafen.

Morgens wurde ich vom schrillen Wecker wach und ich musste dringend telefonieren um den Termin zu verschieben, weil ich keinen Urlaub mehr hatte. Eine Mitarbeiterin des MDK sagte mir,  dass ich am 09.05. oder 13.05 in Berlin sein müsste.

Nach einigem hin und her auf der Arbeit wurde mir ein freier Tag genehmigt und ich bestätigte den Termin beim MDK. Den Donnerstag vorher arbeitete ich bis 22.00 Uhr, fuhr nach Hause, machte mich startklar und fuhr am frühen Morgen nach Berlin.

Gegen 07:00 Uhr Morgens und einer gefühlten Ewigkeit in einer Vollsperrung, erreichte ich Berlin. Ich ruhte mich aus und ging in ein Café und habe erst einmal gut gefrühstückt.

Es war kurz vor neun Uhr und ich ging zur Untersuchung des MDK. Mit ein wenig mulmigen und glücklichen Gefühlen meldete ich mich an. Nach kurzer Wartezeit kam die Ärztin zu mir und wir gingen zum Untersuchungszimmer. Ich dachte was kommt jetzt auf dich zu.

Nun wir unterhielten uns, es gab einen starken Kaffee und ich gab ihr einen Stapel Flyer vom Gendertreff und Arbeitsplatz Flyer unserer Aktion mit Grüßen des Gendertreffs.
Am Schluss des Gesprächs und der Untersuchung gab sie mir noch ein paar Adressen von Hotels in Berlin. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf die Suche nach einem Hotel.

Dank meines Handys (Navi) war das Hotel schnell gefunden und ich stellte mein Auto ins Parkhaus und bezog mein Zimmer. Ich dachte mir was soll ich jetzt machen und  entschloss mich zu einer Sightseeingtour. Ich ging zum Nahe gelegenen Kudamm, ins Kaufhaus KaDeWe und weiter den Kudamm entlang. Einige Schauer begleiteten mich und ich musste mich unterstellen. Dort kam ich mit Leuten ins Gespräch.

Das Regierungsgebäude wollte ich noch sehen und so schnappte ich mir einen Bus und fuhr zum Bundestag. Nach ca. eineinhalb Stunden Warten öffnete sich die Schleuse und es ging  rein in das Regierungsgebäude.

Berlin war die Reise wert auch wenn es nur einen Tag war, aber mehr ging nicht. Nach dem Frühstück ging es wieder nach Hause.

Mittlerweile ist das Gutachten eingetroffen und meiner weiteren Behandlung steht nichts mehr im Wege:

Aus dem uns nun zu gesandten Gutachten des MDK geht hervor, dass bei ihnen eine manifeste Transsexualität Mann zur Frau besteht.

 

Für die Durchführung der mit Operationen verbundenen stationären Krankenhausbehandlung bedarf es einer Kostenzusage der Krankenkasse. Hierzu reichen Sie bitte eine Ärztliche Verordnung von Krankenhausbehandlung ein aus der hervorgeht, welcher Eingriff geplant ist und in welchem zugelassenen Vertragskrankenhaus die Operation erfolgen soll. Ihre Unterlagen senden sie bitte an die KK in Bochum.

Jetzt liegt es an mir wann und wo ich mich operieren lasse.

Danke liebe Freunde des Gendertreffs! Ihr habt mir das gegeben was vor vier Jahren undenkbar für mich war.

Eure Katja-Sabine

Träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum.

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Marleen beim Hausarzt

Marleen outet sich beim Hausarzt:

Hallo ihr Lieben,
heute war ich bei meinem Hausarzt, zum ersten Mal als Marleen, von der in der Praxis niemand bis heute wusste. Früher war es eine Gemeinschaftspraxis jetzt ist nur noch der Arzt da, der mich bisher nicht kannte. Zweck des Besuchs war Papierkram, Überweisungen, Berichte – ich darf ja bald zum Endo.

Am Empfang wurde ich freundlich begrüßt, ein kurzes Stutzen beim Blick auf die Versichertenkarte, da steht ja mein anderer Name, sonst nichts besonderes. „Nehmen Sie doch bitte im Wartezimmer Platz…“, jo… rappelvoll – Montagmorgen halt – ich hauche ein „Guten Morgen“ und bekomme das allgemeine Brummeln zurück und darf mich in die Kinderecke quetschen, wo am Spieltisch auf der kleinen Bank noch ein Platz frei ist. Ich schau mich kurz um – keiner da, den ich kenne. Ein junger Mann mustert mich nachdenklich, ich lächele– er wechselt die Farbe und guckt bis er dran ist nicht mehr in meine Richtung.

Die Wartezimmerbesatzung wechselt einmal komplett durch bis ich dran bin. Niemand der „Neuen“ hat bisher groß von mir Notiz genommen, doch dann öffnet sich die Tür zum Behandlungsbereich, mir fällt ein, dass ich vergessen hatte darum zu bitten, dass man mich als Frau E. aufruft… zu spät, die ahnungslose Assistentin ruft,: „Herr E. bitte.“ Shit. Mein Fehler. Na dann aufstehen und raus… ALLE gucken verdattert… einer fängt an zu lachen. Egal, 3 Sekunden etwas peinlich, die Leute haben Spaß und zu Hause können sie von der Transe erzählen, die jetzt in der Kleinstadt unterwegs ist. Aber ohne meine Vergesslichkeit hätten die nichts gemerkt.

Ich sitze im Sprechzimmer und warte. Der Arzt kommt rein, seine Hand streckt er in meine Richtung, sein Blick sucht den Namen auf der Patientenakte, die auf dem Tisch liegt.
„Guten Tag …. Herr E.?“ Blick auf mich… Blick auf die Akte… „Ist wohl die falsche Akte..“
, „Nein, das ist noch richtig so.“ ,
„Wie?“ ,
„Ich bin Transsexuell.“ ,
„Aahh, hatte ich noch nie hier“,
„Denk ich mir. das ist ja auch nicht alltäglich“
„Wann haben Sie das alles machen lassen?
Ich habe noch nichts machen lassen, ich beginne aber demnächst damit, deshalb bin ich hier.
Nach einem prüfenden Blick, auf mein Gesicht und meinen Busen..in dieser Reihenfolge Aha.?! – Was kann ich für Sie tun?“

Ich habe dann alle Unterlagen bekommen die ich brauche und wir haben uns noch kurz darüber unterhalten, was alles von der Kasse übernommen wird und dass vieles über den MDK bewertet und im Antragsverfahren erst genehmigt werden muss. Dankbar war er, dass ich die F64.0 kannte. Die schrieb er heute zum ersten mal als Diagnose in eine Patientenakte- sein erstes Mal.

Marleen

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