Feindbild Trans*geschlechtlichkeit: BVT* und Amadeu Antonio Stiftung warnen vor rechtsextremer Bedrohung
Noch vor wenigen Jahren waren rechtsextreme Erzählungen am gesellschaftlichen Rand zu finden. Mittlerweile werden sie an vielen Stellen als vermeintlich valide Argumente gegen die Gleichberechtigung und gesellschaftliche Teilhabe von trans* und nicht-binären Personen wiedergegeben. Durch den Einsatz trans*feindlicher Argumente gelingt es rechtsextremen Akteuren in der gesellschaftlichen Mitte und innerhalb demokratischer Parteien Anschluss zu finden. Dadurch wird dem Erstarken von Antifeminismus, Verschwörungsideologien und rechtsextremen Strömungen Vorschub geleistet. Das Resultat dieser erfolgreichen Mobilisierung gegen Gleichstellung und Selbstbestimmung hat verheerende Konsequenzen wie beispielsweise die steigenden Zahlen queerfeindlicher Gewalt in Deutschland, der Backlash in den USA oder die aktuelle Lage in Großbritannien. Um den Zusammenhang von Trans*feindlichkeit und Rechtsextremismus zu erläutern und beide als gesamtgesellschaftliche und demokratiegefährdende Problemfelder zu benennen, veröffentlichen der BVT* und die Amadeu Antonio Stiftung heute eine Broschüre mit dem Titel „Was bringt Trans*feindlichkeit rechtsextremen Akteuren? Und: Was ist daran so gefährlich?“.
Die Broschüre erklärt, was rechtsextreme Ideologien ausmacht und wie sie erkannt werden können. Sie geht auf zentrale trans*feindliche Argumente ein, die gezielt von Rechtsextremen verbreitet werden und zeigt, worauf die Argumentationslinien und ideologischen Verbindungen fußen: Auf der Abwertung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, starren, angeblich von der Natur vorgegebenen Bildern von Weiblichkeit und Männlichkeit, auf misogynen Stereotypen und auf gezielter Hetze gegen diskriminierte Gruppen und Gleichstellung. Rechtsextreme nutzen angebliche Kinderschutzanliegen, vorgetäuschte feministische Interessen und das Thema Gewaltschutz als Vorwand, um trans*feindliche Stimmung zu schüren. Dabei wird bewusst verdreht: Es sind nicht trans* Personen, die die Sicherheit von Kindern und Frauen bedrohen, sondern rechtsextreme Ideologien. Gewinnen rechtsextreme Ideologien mehr Unterstützung, sind unsere vielfältige Gesellschaft, Menschenrechte und die Demokratie als Grundlage unseres Zusammenlebens gefährdet.
Timo, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung erläutert: „Wir sehen täglich, welche enorme Relevanz Transfeindlichkeit für rechtsextreme Mobilisierung hat. Täglich erleben trans*-Menschen massive Angriffe – körperlich, digital und politisch. Auch die queere Zivilgesellschaft gerät zunehmend unter Druck. Die neue Publikation zeigt einmal mehr: Transfeindlichkeit ist kein Randproblem. Sie muss endlich als ernsthafte Bedrohung für Menschenrechte und Demokratie begriffen werden. Der Schutzauftrag des Staates gilt für alle. Solidarität mit trans*- und nicht-binären Menschen ist kein Nebenaspekt, sondern ein grundlegender Teil demokratischer Verantwortung.“
Robin Ivy aus dem Vorstand des BVT* ergänzt: „Geschlecht ist eine allgegenwärtige Facette unseres Lebens. Gerade deshalb ist es für rechtsextreme Akteure so leicht, Geschlecht als Mobilisierungsinstrument bis weit in die Mitte der Gesellschaft zu nutzen. Gerade in Zeiten, in denen viel Verunsicherung herrscht, greift diese Strategie besonders gut. Das Geschlechterbild der Rechtsextremen gibt Personen einen klaren Handlungsleitfaden, stiftet Identität und reduziert damit Komplexität und Unsicherheit. Es spricht diskriminierten Menschen aber auch ihre Menschlichkeit ab, weil nur bestimmte Geschlechter und Geschlechtsausdrücke als legitim gesehen werden. Die Frage, die sich bei all dem stellt, ist auch: Wenn Geschlecht so natürlich ist, warum muss es dann so gewaltvoll durchgesetzt werden?“
Die Broschüre kann auf der Homepage des BVT* und auf der Homepage der Amadeu Antonio Stiftung als PDF heruntergeladen werden:
https://www.bundesverband-trans.de/publikationen/transfeindlichkeit-und-rechtsextremismus
Druckexemplare können über das Kontaktformular auf der Homepage des BVT* bestellt werden.
www.bundesverband-trans.de/kontakt