Karis kleines Reisetagebuch (Teil 5)

Autorin: Karis

 

Hallo zusammen,
heute gibt es leider kein wirkliches Update, eher brauche ich einfach einen Ort, in dem ich mal wieder meine Gedanken und Gefühle niederschreiben kann. Es tut mir leid, aber wenn ich es nicht schreibe, fress ich es nur wieder in mich hinein, da ich bestimmt nicht darüber sprechen würde.

Das ganze Wochenende über bin ich bereits in einer Stimmung, die mir den Spaß und Motivation an allem raubt. Begonnen hat alles am Samstag in meinem Nebenjob, bei diesem muss ich leider um 03:00 Uhr nachts anfangen zu Arbeiten und das dann ca. bis 10:30-11:00 Uhr. Ich weiß das ich an dem Nachfolgenden wahrscheinlich selbst schuld bin, passen tut es mir aber dennoch nicht. In diesem Job hatte ich mich nur der Chefin und meinem Vorarbeiter geoutet, da dort (Bäckerei) beim Ausfahren sehr viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichsten Nationalitäten arbeiten und ich mir dumme Kommentare etc. sparen wollte. Den Job wollte ich eh nur bis maximal Ende 2024 machen. Scheinbar hat mein Vorarbeiter aber nicht dichtgehalten oder einige Kollegen sind von selbst darauf gekommen, da ich öfters mit wundem Gesicht (keine offenen Wunden) durch die Haarentfernung zur Arbeit gekommen bin. So scheinen sie mich mit der weiblichen Version meines Geburtsnamens anzusprechen, was mir im Stress aber bisher nicht aufgefallen ist. Kurz vor Feierabend hat mich dann ein Kollege, der nicht gut deutsch spricht, angesprochen und gefragt warum mich alle weiblich ansprechen, obwohl ich in seinen Augen ein Mann sei, dabei hat er die typische Sanduhrfigur gestikuliert. Er meinte er verstehe das nicht. Dann habe ich ihm versucht meinen Standpunkt zu erklären, dass ich Transident bin und dass die anderen das Wissen darüber abgeleitet haben müssen. Seine doch sehr seltsame Reaktion war, dass er gefragt hat, ob ich einen Mann oder eine Frau habe und wenn nicht, ob mir sein Sohn gefällt. Dabei hat er mir ein Bild auf seinem Handy unter die Nase gehalten, wovon ich erst einmal ziemlich irritiert war.

Alles in allem habe ich mal wieder das Gefühl, wieder da zu sein, wo ich vor einem Jahr bereits war. Nichts geht voran und alles ist zäh wie Kaugummi. Natürlich weiß ich, dass das absolut nicht stimmt. Ich bin heute bereits ein anderer Mensch, der ich vor einem Jahr nie hätte sein können. Ich komme der Frau in mir immer näher, auch wenn es ein langer Weg ist, dass ich von Fremden auch so gesehen werde. Bei mir läuft eigentlich alles Reibungslos und doch bekomme ich diese dummen und falschen Gedanken einfach nicht los.

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