Autorin: Vivian
War letztes Wochenende bei einer Mittelalter-Veranstaltung, die 800 Jahre feierten.
Soweit ok. Ist wie bei vielen solcher Märkte, wenig Gewandete (Kostüm sagen wir nicht gerne).
Aber man kennt sich die im Gewand die dort waren. Auf dem Parkplatz hatte ich Zweifel, da viele eher in „Zivil“ kamen. Habe dann doch mein mitgebrachtes Kleid angezogen und bin hingegangen. Eintritt war für alle gleich und mit 5 € günstig. Die Schausteller und die in dem Lager hatten andere Farben. Die mich kannten, begrüßten mich – sind eh immer die gleichen.
Ich bekam Hunger und suchte mir einen Essensstand. Auf dem Weg dahin fiel mir eine junge Frau auf, die angepöbelt und ausgelacht wurde. Ich lief ihr nach, da ich einen Verdacht hatte. An einem Stand verweigerte man ihr den Verkauf mit der Bemerkung, geh nach Hause und ziehe dich um. Ich sprach sie an was los ist und bat sie zu mir an den Platz. Ich bestellte für uns beide was zu Essen, bekam aber nur meines, ich fragte wieso. Der uns bedient hatte, meinte: „Der da soll verschwinden, er spielt sich als Frau auf dabei ist er ein Mann.“ Ich ging an den Essensstand und fragte, wer der Chef ist. Es kam jemand und großes Bla Bla folgte. Zum Schluss fragte ich sie, ob sie das Diskriminierungsgesetz kennen würden. Einer meinte nur, das beträfe doch nur Flüchtlinge. „Falsch“, erwiderte ich. „Es betrifft jeden von uns und zeigte auf die Leute. Da Sie sie nicht bedient haben, haben Sie sich strafbar gemacht.“ Ich hatte das essen noch nicht bezahlt und so ließ ich es stehen. Unter diesen Umständen gehe ich woanders hin.
Ich ging mit der jungen Frau nach Hause und sie wunderte sich, dass ich für sie einsprang. Bei ihr angekommen outete ich mich ihr gegenüber als Transfrau. Sie war echt überrascht. „Hätte ich nie gedacht“, meinte sie. Wir redeten ein wenig und ich half ihr noch beim Zurechtmachen. Dann gingen wir noch mal auf den Markt. Auf dem Weg dorthin meinte ich zu ihr, dass sie keine so großen Schritte machen und leiser und langsamer sprechen soll. Schau dir die Leute an. Ich gab ihr noch ein paar Tipps und dass sie sich eine Selbsthilfegruppe suchen soll.
Auf dem Markt wurden wir an den Ständen anständig bedient ohne hick hack. Ich stellte sie als meine Bekannte vor und sie genoss den Tag. Am WC-Wagen schaute sie mich erst unsicher an und ging dann selbstverständlich auf die Frauenseite. Als sie wieder raus kam meinte Sie, es könne doch alles so einfach sein. Später kam sogar jemand von dem ersten Essensstand und entschuldigte sich bei ihr.
Als ich zu Hause war, hatte sie mir auf den AB gesprochen und bedankte sich für meine Hilfe. Ich hoffe, dass sie ihren Weg geht. Gerne helfe ich, wenn jemand Hilfe braucht.