Erstmals war der Gendertreff einer Einladung zum Stadtfest „Beethovens Bunte“ in Bonn gefolgt. Wir hatten uns angemeldet, obwohl wir uns bekanntermaßen nicht auf CSDs aufstellen. Der Eindruck, den das Event und der Titel vermittelte, trügte: Es handelte sich letztlich um einen CSD, der eine besondere Ausprägung hatte und nicht ein buntes Stadtfest war, ähnlich wie das in Dortmund. Aber der Reihe nach.
Es hatten sich viele gute Gespräche mit den Besuchern ergeben, die zu einem besseren Verständnis und positiveren Einblicken in das Leben und die Beweggründe von trans*-Menschen führten, bis, wie sollen wir es beschreiben, die Vorbereitungen zum musikalischen Hintergrund und das Bühnenprogramm begannen. Leider war ab diesem Zeitpunkt kaum noch eine Unterhaltung möglich. Das Glockengeläut der benachbarten Kirche sorgte schließlich für eine kurze Pause im Bühnenprogramm und für eine leisere Atmosphäre.
In positiver Erinnerung bleiben aber die vielen Informationsgespräche. So auch eine Besucherin, die sich mit den Worten verabschiedete „Vielen Dank. So habe ich einen ganz anderen, positiveren Einblick in Eurer Leben und Eure Beweggründe bekommen, als ich zuvor hatte. Wir sollten halt mehr konstruktive Gespräche führen.“ Wir finden, das ist eine schöne Zusammenfassung unserer Haltung und unseres Ansatzes: Wir setzen auf Dialog und Informationsaustausch. Darüber hinaus hatten wir gut zu tun.
Was uns ebenfalls aufgefallen war und was wir ansprechen müssen, ist der Verhaltenskodex, den wir alle im Vorfeld und auch auf der Veranstaltung bekommen hatten. Gerade der Punkt 3 des Verhaltenskodex – Zitat: Keine außerpolitischen Konfliktsymbole oder geopolitischen Parolen zu internationalen Konflikten. Da mussten wir uns schon sehr wundern, dass sogar das Bühnenprogramm genutzt wurde, um diesen Verhaltenskodex zu unterwandern. Explizit blieben Ausrufe wie z.B. „Free Palestine“ gänzlich unkommentiert von den Initiatorinnen der Veranstaltung. Zudem nutzten leider Gruppierungen wie Nazis und Antifa das Event, um die Plattform des Straßenfestes zu demontieren und die Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken. Das Polizeiaufgebot war entsprechend.
Letztlich hatten wir den Eindruck, ein friedliches Stadtfest wie „DortBunt“ in Dortmund zu erleben – mit vielfältigen Ständen und einem offenen Austausch in positiver Atmosphäre. Stattdessen erschien uns das „Beethovens Bunte“ eher einer CSD-Veranstaltung, bei der nur wenige Stände für den community-übergreifenden Austausch vorhanden waren. Das fanden wir schade.
Diese stark politisch links orientierte Veranstaltung ist für den Gendertreff ein Grund, sich von CSDs fernzuhalten. Wir fühlen uns dort nicht gut aufgehoben und möchten uns nicht parteipolitisch vereinnahmen lassen. Zudem distanzieren wir uns von Darstellungen, die sexualisierte Bilder in den Vordergrund stellen oder in Schlafzimmerthemen eintauchen – denn Transidentität hat nichts mit Sexualität zu tun! Trans*-Menschen werden immer wieder in einen unpassenden Topf geworfen, was wir entschieden ablehnen.
Der Gendertreff ist parteipolitisch neutral und verfolgt das Ziel, für Menschenrechte, Demokratie und Vielfalt einzutreten sowie die Rechte queerer Menschen zu stärken – in einer ruhigen, unaufgeregten Weise. Unser Anliegen ist es, die Gesellschaft in einen offenen Dialog einzubinden, anstatt mit Protest und Straßenschlachten Konflikte zu verschärfen.
Wir fühlen uns bei Stadtfesten und bunten Familienfesten (wie DortBunt, Erkrath usw.) wohl und können dort unsere Geschichten und Anliegen besser vermitteln. Daher werden wir auch weiterhin auf solchen Veranstaltungen präsent sein, etwa auf Stadtfesten, bunten Familienfesten, Wintermärkten oder Selbsthilfetagen. Für CSD-Veranstaltungen sehen wir jedoch keine geeignete Plattform für unser Klientel. Ausnahmen bilden der Düsseldorfer CSD, bei dem wir in Kooperation mit anderen Gruppen ein gemeinsames Zelt haben, um unsere Anliegen zu vertreten.
Fazit: Der Gendertreff unterstützt zwar die Ziele der CSDs, bevorzugt aber andere Veranstaltungen, um unsere Botschaften und Geschichten besser zu vermitteln. Der Gendertreff ist ein Treff der Geschlechter, in erster Linie für trans*-Menschen, deren Angehörige und Interessierte.