Karis kleines Reisetagebuch (Teil 2)

Autorin: Karis

Hallo zusammen,

ich bin die Kari und seit Mitte 2023 aktiv in meiner Transition. Da ich seit November 2023 hier im Gendertreff Forum inaktiv war und dies gerne ändern möchte, würde ich, wenn es ok ist, hier ein wenig darüber schreiben wollen, was sich bei mir so alles getan hat. Mein letzter Stand, den ich mit euch geteilt hatte, war ja ein recht Positiver, so habe ich nach einer schlechten Erfahrung mit einem Psychologen einen neuen gefunden, der einen Termin für mich frei hatte und sich auf Transidentität spezialisiert hat. Des Weiteren konnte ich mein Stimmtraining bei einer Logopädie in München beginnen und hatte es geschafft ordentlich abzunehmen. Nun würde ich euch gerne Erzählen, was danach alles passiert ist und Teile das Ganze nicht nur Zeitlich, sondern eher in einzelne Themen ein.

Outing und Leben als Frau

Noch bevor ich mich bei meiner Familie geoutet hatte, wurde ich von einem Kollegen angesprochen ob bei mir eine Transidentität vorliege. Dies hat er natürlich sehr viel vorsichtiger und unter 4 Augen gefragt. Mit der Aussage das ich so auf ihn wirke und er sich nicht nur in unserer Firma, sondern im Ganzen Konzern für das Thema Gleichberechtigung und Akzeptanz engagiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits begonnen mich mit mir auseinander zu setzen, aber noch nicht den Mut es meinen Eltern zu sagen. Das Gespräch mit meinem Kollegen hat mir da in mehrerer Hinsicht geholfen. So konnte ich mich meinen Eltern öffnen und war mir sicher in dieser Firma richtig zu sein, da er mir glaubhaft versichert hatte das ich mich auch der Geschäftsführung offenbaren könne ohne Bedenken haben zu müssen.

Im November bin ich dann auf meinen Vorgesetzten und meinen Chef zugegangen und habe ihnen meine Situation offengelegt. Als Antwort habe ich volle Unterstützung zugesagt bekommen und das ich mir in unserem Multi-Kulti Unternehmen keinerlei Sorgen machen müsse. Das einzige um was ich gebeten wurde, ist Termine für anstehende GaOPs rechtzeitig mitzuteilen, damit für diese Zeit Ersatz gesucht werden kann. Ich könne es auch schriftlich bekommen, dass ich mich um meinen Arbeitsplatz aufgrund von OPs nicht sorgen müsse. Mit der Geschäftsführung zusammen, habe ich dann auch mein Outing in der Firma geplant und umgesetzt. So habe ich Kollegen, mit denen ich viel zu tun habe im Einzelgespräch aufgeklärt und bei allen anderen wurde nur eine Info via Mail zum Januar 2024 versendet. Auch meine Daten wie Name und damit auch eMail wurde im Firmensystem soweit rechtlich erlaubt geändert. Damit lebe ich nun seit Anfang des Jahres Vollzeit als Frau und fühle mich sehr wohl damit, auch mein Selbstvertrauen steigt von Tag zu Tag.

Therapie und HET

Im November hatte ich meinen ersten Termin bei Dr. med. B. und bei diesem bin ich auch heute noch. Ende April hatte ich meinen 6. Termin hinter mich gebracht und seit Februar habe ich mein Indikationsschreiben für die HRT.
Mit der HRT konnte ich dann leider erst im März beginnen und bin nun 2 Monate auf Hormone und für mich ist es ein unbeschreibliches Gefühl nach und nach zu entdecken, was sich alles zu ändern beginnt.

Logopädie

Ebenfalls seit November bin ich ja in der Logopädie-Behandlung und zu Anfang habe ich nur Stimmaufbautraining gemacht. Da ich durch das Jahre lange Mobbing nur sehr wenig gesprochen habe. Dadurch waren meine Stimmbänder sehr untrainiert, was mir das vernünftige Reden sehr erschwert hat. Nun kann ich endlich vernünftig sprechen, ohne das Gefühl zu haben jedes Wort herauspressen zu müssen. Nach einigen Sitzungen habe ich dann auch mit den Stimmfeminisierungstraining begonnen und kann erste Erfolge vorweisen. Es reicht leider noch nicht um z.B. am Telefon als Frau erkannt zu werden, aber ich habe ungefähr die Tonhöhe meiner weiblichen Verwandtschaft erreicht und auch an meiner Stimmmelodie gearbeitet. Laut Logopädin ist es nur eine Frage der Zeit bis ich mein Ziel erreiche und von Fremden als Frau wahr genommen werde, wenn sie nur meine Stimme hören.

Epilation

Bei der Nadelepilation, die ich machen lasse, bin ich recht weit fortgeschritten und die Bart Entfernung sollte, wenn alles klappt bis zum Herbst abgeschlossen sein. Dies ist aber meine eigene Einschätzung, da ich nicht weiß, wie gut meine Haut wieder heilt. Was ich aber sagen kann, ist das mir das Outing in der Firma sehr geholfen hat selbstsicherer zu werden und damit die Zeit, in der ich die Barthaare nicht abrasieren durfte zu überstehen. Ja ich habe auch jetzt noch Haare im Gesicht, wo sie nicht hingehören, aber ich weiß, wofür ich das mache und damit stören mich die Blicke der Menschen nicht mehr ganz so sehr.

Fazit

Ich denke ich bin, nach anfänglichen Startschwierigkeiten auf einem sehr guten Weg und es geht mir so gut wie nie zuvor. Ich fühle mich im Privaten wie im Beruflichen endlich angekommen. Zwar stellen sich mir immer noch die Nackenhaare auf, wenn ich im Spiegel mich mit Bart sehe und auch das Teil in der Hose macht mir einiges an Kopfzerbrechen, aber ich bin guter Dinge, das auch diese Themen gelöst werden. Was OPs angeht, versuche ich mich aktuell über die Genitalangleichung zu informieren, finde aber so viel Widersprüchliches und teils veraltet wirkendes, dass es schwer ist vertrauenswürdige Infos zu bekommen.

Liebe Grüße
Kari

>> Karis kleines Reisetagebuch (Teil 3)

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