Karis kleines Reisetagebuch (Teil 3)

Autorin: Karis

Ich für meinen Teil möchte nicht mein Leben lang als Transperson nach außen auftreten, mein Ziel ist es als die Frau zu leben die ich eigentlich immer sein sollte. Das ändert nichts daran, dass ich eine Transperson bin und das, solange ich lebe, jedoch sehe ich es eher als eine Reise die hoffentlich in ein paar Jahren an ihrem Ziel angekommen ist.

Im Freundeskreis war das Thema Transidentität kein unbekanntes und wurde sofort akzeptiert. Meine Familie wusste es schon länger als ich selbst, tun sich aber noch schwer mit dem neuen Namen. Vor dem Outing in der Arbeit hatte ich Angst, aber auf Grund eines Schubsers in die richtige Richtung, konnte ich den Schritt gehen und bereue nichts. Meine Kolleginnen sind eher interessiert und nerven etwas mit Fragen wie, hat sich schon etwas verändert.
Nur in meinem Wohnblock in meinem Dorf, hadere ich noch etwas, da ich hier nur meinen direkten Nachbarn kenne, der der Sohn meiner Vermieter ist. Aber den Vermietern will ich es jetzt dann auch sagen, denn spätestens, wenn ich wieder zum Grillen eingeladen werde, sehen sie es.

Ich hatte gestern einen vollgepackten Kalender und möchte euch gerne erzählen was sich gestern und heute so getan hat.
Um 14 Uhr hatte ich wieder einen Haarentfernungstermin. Dieses Mal ist die gute Dame mit ihrer Nadel über mein ganzes Gesicht gehuscht, was unglaublich schmerzhaft war. Jedoch konnte ich dies aufgrund von 2 Sachen aushalten, ohne dass mir mein Kreislauf oder mein Durchhaltevermögen den Dienst quittiert hat. Zum einen hilft Traubenzucker wahre Wunder und zum anderen war die Haarentfernung Teil meines Schlachtplanes, da ich am Abend noch meinen Psychologentermin hatte. Insgesamt wurden 930 Haare in 1 1/4 Stunden entfernt. Mehr Haare gab es aktuell nicht. Das letzte Mal waren es noch 800 Haare.

Mein Termin beim Psychologen ging von 18:00 – 19:00 Uhr und dort habe ich zum einen meine Einsamkeit angesprochen, genauso wie ich es im Forum gepostet hatte, nur das ich mein aus dem Schreiben mit euch gezogenen Fazit mitgenannt hatte. Auch das ich mir schwer tue Menschen kennen zu lernen hatte ich erwähnt. Wir haben uns dann darüber unterhalten, dass das keine Seltenheit ist und ich nach meiner Transition darauf achten soll, ob es besser wird. Er meinte auch, dass eine Folgetherapie nach den 12 Monaten bei Ihm, in Form einer Langzeittherapie oder Gruppentherapie, sinnvoll sein könnte. Was mir nicht ganz so gefällt. Zudem müsste ich mir dann einen anderen Therapeuten suchen, da er es aufgrund seines hohen Alters nicht mehr anbietet. Danach habe ich ihn auf die Indikation und die Vorbereitung für die KK-Kostenübernahme angesprochen. Wo er meinte, dass es für das Vorgespräch keine Extra Indikation brauche, da ich ja die für die HRT habe und sollte doch etwas gewünscht sein, könne er 2-3 Zeilen ergänzend schreiben. Er begleite seit Jahren Trans*- Menschen und es habe bisher immer so funktioniert.

Heute habe ich dank des Hinweises von Martina, nochmal danke dafür, meine Krankenkasse angerufen und mir die genauen Bedingungen für die Kostenübernahme nennen, sowie schriftlich schicken lassen. Letzteres wird wahrscheinlich ein paar Tage dauern, da die immer noch alles per Post schicken. Aber schriftlich ist schriftlich und wenn nichts ankommt, rufe ich so lange an, bis etwas kommt.

So möchte meine Krankenkasse:

  • einen Formlosen Antrag zur Kostenübernahme an die KK
  • ein Indikationsschreiben des behandelnden Psychologen
  • ein Attest von Chirurgen (eine Bestätigung der Operierbarkeit)
  • eine Cromosonuntersuchung
  • einen schriftlich ausgeführten Verlauf der HRT des Endokrinologen
  • Verlauf meiner Transition (umso detaillierter, umso besser)
  • Wie lange lebe ich schon als Frau
  • Ab wann bin ich mir meiner Transidentität bewusst geworden
  • etc.

An sich fehlt mir noch das Schreiben des Endos (was noch bis November Zeit hat), die Indikation des Psychologen (das ich im November bekomme) und das Attest des Chirurgen, wo ich mich gerade bemühe einen Termin oder auf eine Warteliste zu kommen, wenn ich endlich telefonisch durchkomme.

Alles in allem eine sehr produktive Woche, würde ich sagen.
Und damit – Wir lesen uns.

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